1. Tag (DI): Anreise und Stadtspaziergang in Sofia
Voraussichtlich gegen 13:00 Uhr Ankunft am Flughafen Sofia.
Transfer in die Stadt und Check-In im Hotel.
Nach einem Mittagsimbiss beginnen wir mit einem ersten Stadtrundgang. An einem der vielen Parks der Stadt gelegen, ist unsere erste Station das Nationaltheater Ivan Vazov. Ein neoklassizistischer Bau der Wiener Architekten Helmer und Fellner, die u.a. auch das Theater unter den Linden in Berlin und das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg planten. Nur wenige Meter entfernt befindet sich der ehemalige Königspalast, heute Nationale Kunstgalerie, 1882 im Stil der Neorenaissance und des Neobarock fertiggestellt. Auch hier waren Wiener Architekten – Rumpelmayer und Grünanger – beim Um- und Erweiterungsbau eines osmanischen Verwaltungsgebäudes beteiligt.
Einen kurzen Blick werfen wir in das ehemalige Zentrale Mineralbad, welches seit 2015 das Historische Museum der Stadt Sofia beheimatet. Nach Plänen des Österreichers Grünanger und des Bulgaren Momtschilow ist das Gebäude 1913 mit dem damals neuen Baumaterial Stahlbeton im Secessions-Stil errichtet worden. Besonders sind jedoch die typisch bulgarischen, byzantinischen und östlich-orthodoxen ornamentalen Elemente.
An den Brunnen beim Bad sprudelt auch heute noch – wie an so vielen Orten Bulgariens – warmes Mineralwasser aus dem Boden, welches kostenlos in mitgebrachte Flaschen abgefüllt werden darf.
Mit der Aleksander-Nevski-Kathedrale erreichen wir einen ersten Höhepunkt. Sie ist eine der größten Kirchen des orthodoxen Christentums und Sitz des Patriarchen von Sofia. Die 1924 geweihte Kirche bietet Platz für 5000 Menschen und wurde von Künstlern und Handwerkern aus ganz Europa errichtet.
Die benachbarte Kirche St. Sofia aus dem 6. Jh. präsentiert sich heute – nach zeitweiliger Nutzung als Moschee und gar Waffenlager – als schlichte, eindrucksvolle dreischiffige Kuppelbasilika. Endpunkt des Rundgangs ist zugleich das älteste Gebäude der Stadt: die Rotunde St. Georgi, die im 4. Jh. auf den Fundamenten einer römischen Therme entstand. Beeindruckend sind die Fresken der Kuppel aus dem 6. bis 14. Jh.
Gemeinsames Abendessen.
2. Tag (MI): Politik – Kunst – Jüdische Geschichte in Sofia
Nach dem Frühstück statten wir dem örtlichen Büro der Konrad-Adenauer-Stiftung einen Besuch ab. Hier treffen wir nach Möglichkeit einen Vertreter/eine Vertreterin aus der Politik und erhalten im Gespräch interessante Einblicke in die Landespolitik und aktuell diskutierte gesellschaftspolitische Themen. Im Anschluss ist ein Besuch im bulgarischen Parlament geplant, dessen Gebäude nach Plänen des Semper-Schülers Konstantin Jovanovič im Stil der Neorenaissance erbaut wurde.
Nach einem gemeinsamen Mittagsimbiss ist die Nationalgalerie unser Ziel. Die Sammlungen mit Schwerpunkt auf bulgarischer Kunst vom 19. und 20. Jahrhundert werden durch temporäre Ausstellungen zeitgenössischer Kunst ergänzt.
Je nach aktueller Ausstellung und verfügbarer Zeit besuchen wir die Sofia City Art Galerie oder den Swimming Pool Art Space.
Zum Abschluss des Tages empfängt uns unweit der Moschee die Synagoge von Sofia. Ebenfalls von Friedrich Grünanger in Anlehnung an die zerstörte Große Synagoge in Wien im Sezessions-Stil erbaut, zählt sie heute zu den größten Synagogen Europas. Während einer Führung besuchen wir nicht nur das reich verzierte Innere, mit Säulen aus Carrara-Marmor, vielfarbigen venezianischen Mosaiken und dekorativen Holzschnitzereien. Ein besonderer Ort ist darüber hinaus das Jüdische Historische Museum, das die Geschichte der bulgarischen Juden unter anderem während des Zweiten Weltkriegs darstellt. So ist außerhalb Bulgariens wenig bekannt, dass aufgrund von Protesten der Bevölkerung, Politik und Kirche während des 2. Weltkriegs keine Juden aus dem bulgarischen Kernland ausgeliefert und deportiert wurden.
Gemeinsames Abendessen.
3. Tag (DO): Sozialistisches Erbe in Sofia
Unsere heutige Tour beginnen wir mit dem Nationalen Kulturpalast. Das 1985 eröffnete Gebäude ist das größte Kultur- und Kongresszentrum Südosteuropas und beherbergt eine große Zahl monumentaler Kunstwerke aus den 1980er Jahren. (Wenn möglich, werfen wir einen Blick ins Innere).
In direkter Nähe befindet sich seit 1999 das Mahnmal zur Erinnerung an die Opfer des kommunistischen Regimes. Eine 58 Meter lange Mauer aus schwarzem Marmor zeigt die Namen von 7.526 Menschen, die zwischen 1944 und 1990 in Bulgarien hingerichtet wurden oder in der Haft umkamen.
Im Rahmen einer Bürgerinitiative des Journalisten Hristo Hristov und der Konrad-Adenauer-Stiftung wurde das Mahnmal nach den Entwürfen der bulgarischen Architekten Atanas Todorov und Dimitar Krastev entworfen.
Das Museum für sozialistische Kunst ist unser nächstes Ziel. Im September 2011 auf Initiative des bulgarischen Kulturministeriums eröffnet, stellt das Museum Skulpturen, Bilder und Plakate aus der Zeit von 1945 bis 1989 aus. Viele Ausstellungsstücke wurden im Auftrag der Regierung zu Propagandazwecken von einigen der renommiertesten Künstler Bulgariens geschaffen.
Am Nachmittag widmen wir uns ausführlich dem Nationalen Historischen Museum Bulgariens.
Bereits 1973 im damaligen Justizpalast gegründet, wurde das Museum nach dem Ende der kommunistischen Ära im Jahr 2000 in die ehemalige Präsidentenresidenz von Todor Schiwkow nach Bojana verlegt, an der südlichen Stadtgrenze von Sofia. Die umfangreiche Sammlung von über 650.000 Artefakten zeigt die vielfältigen kulturellen Einflüsse und historischen Epochen Bulgariens, präsentiert bedeutende Schätze der Thrakerkultur und Spätantike, sowie Alltagsgegenstände und Kunstschätze aus dem Mittelalter über die osmanische Zeit bis hin zur sogenannten Wiedergeburt Bulgariens.
Nur wenige Kilometer entfernt, am Fuße des Witoscha-Gebirges gelegen, befindet sich mit der Kirche von Bojana unser letzter Höhepunkt an diesem Tag. Die Ursprünge des Gebäudes liegen im 10. Jahrhundert, ihre weltweite Bekanntheit verdankt die Kirche ihren Fresken von 1259. Diese liegen als zweite Schicht über noch älteren Malereien und stellen ein sehr gut erhaltenes Beispiel für mittelalterliche osteuropäische Kunst dar. Bereits 1979 wurde die Kirche in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen.
Gemeinsames Abendessen.
4. Tag (FR): Rhodopen – berühmte Teppiche – Plovdiv
Nach dem Frühstück machen wir uns auf in die Rhodopen, dem wilden Grenzgebirge zu Griechenland. Nach einem kurzen Halt am „Glockendenkmal“, welches 1979 unter Beteiligung der UNESCO-Kinderbewegung „Banner des Friedens“ am Rande von Sofia erichtet wurde, erreichen wir nach einer rund zweistündigen Busfahrt die Region Velingrad.
Dort besuchen wir im Örtchen Kostandovo eine unscheinbare Teppichmanufaktur, die es in sich hat. In traditioneller Technik knüpfen hier rund 30 Frauen hochwertigste Teppiche u.a. für den Buckingham Palace oder das Schloss in Versailles.
Für das Mittagessen fahren wir weiter ins Städtchen Peshtera, wo nach der Mittagspause ein weiterer besonderer Ort auf uns wartet. In einem ehemaligen Kinosaal eröffnete 2016 das Museum für Autos des Sozialismus. Die einzigartige Sammlung zeigt liebevoll restaurierte Autos, sowie Modelle, Spielzeug und Postkarten aus den Jahren 1945 - 1989.
Am frühen Abend Hotelbezug in Plovdiv und Abendessen
5. Tag (SA): Plovdiv – von der Antike bis heute
Da sich unser Hotel mitten in der Altstadt befindet, beginnen wir den Tag mit dem Besuch herausragender Bürgerhäuser aus der Zeit der bulgarischen „Wiedergeburt“ zu Anfang des 19. Jh. Die prachtvollen Ausstattungen und die Geschichten der Bürger und Händler zeugen von einer Weltläufigkeit, die man hier nicht unbedingt erwarten würde.
Die vielfältige, über 5000 Jahre alte Siedlungsgeschichte der Stadt lässt sich an vielen Punkten Plovdivs erleben und entdecken. Wir besuchen den Nebet Hügel, wo die erste Siedlung der Thraker entstand, das antike Amphitheater, die Ausgrabungen des römischen Stadions, eine der größten und schönsten Moscheen Bulgariens und die Neustadt mit den Häuserzeilen der Gründerzeit, des Sozialismus und der Moderne.
Zur Mittagspause gehen wir in das „neue“ Kapana-Viertel. Im Rahmen des Kulturhauptstadtjahrs 2019 wurde das völlig heruntergekommene und verwahrloste ehemalige Handwerkerquartier aus dem Dornröschenschlaf wachgeküsst und ist heute eines der hippesten Stadtviertel in ganz Bulgarien. Kleine Betriebe, Kunstgalerien, Craft-Beer-Shops, Cafés und beliebte Restaurants prägen das komplett autofreie Viertel.
Zum Abschluss besuchen wir die Bischofsbasilika von Philippopolis, dem heutigen Plovdiv. Die auf der vorläufigen UNESCO-Weltkulturerbeliste stehende Ausgrabungsstätte beherbergt die größte Basilika aus dem 4. bis 6. Jahrhundert in Bulgarien und damit einer der größten auf dem Balkan.
2021 wurde über den Ausgrabungen von Skolnick Architecture & Design (New York) und dem Architekturbüro Zoom Studio (Sofia) ein verglastes Besucherzentrum errichtet, welches zahlreiche Informationen über die Geschichte des frühen Christentums und einen Rundgang durch die faszinierenden Mosaiken bietet.
Gemeinsames Abendessen
6. Tag (SO): Batschkovo – Dragomir Weingut
Am Vormittag besuchen wir das Batschkovo-Kloster aus dem 11. Jh., welches am Eingang zum Rhodopen-Gebirge liegt. Obwohl es nach dem Rila-Kloster das zweitgrößte Kloster Bulgariens ist und ein beliebtes Ausflugsziel darstellt, strahlt Batschkovo dennoch Besinnlichkeit und Lebendigkeit gleichermaßen aus. Hohe Bäume spenden in der sommerlichen Hitze Schatten und kaltes Quellwasser aus Brunnen bietet eine köstliche Erfrischung: Das Kloster macht den Eindruck einer Oase in den Bergen.
Auf unserem Rundgang ist das Refektorium ein besonderer Höhepunkt. Die Fresken eines unbekannten Meisters aus dem Jahr 1643 überziehen Decke und Wände mit unzähligen wundervoll erhaltenen Darstellungen vom Alten Testament bis zur Antike.
Im Anschluss machen wir noch einen kurzen Stopp bei der auf einem Felsen hoch über dem engen Tal gelegenen ehemaligen Festung von Asenovgrad mit der gut erhaltenen und spektakulär auf einer Felsnase liegenden Festungs-Kirche.
Zu Mittag begeben wir uns zur nur wenige Kilometer außerhalb von Plovdiv gelegenen Dragomir Winery.
Das noch recht junge Weingut wurde nicht nur für seine Weine bereits mehrfach ausgezeichnet und gehört inzwischen zu den Top 100 der „World’s best Vineyards“. Auch das 2020 errichtete avantgardistische Produktionsgebäude (Architekt Todor Obreshkov and Zoom Studio Sofia) ist bereits preisgekrönt.
Nach der Führung laden wir Sie zu einer Weinverkostung begleitet von lokalen Leckereien ein.
Zurück in Plovdiv wollen wir am Nachmittag mit einem Angehörigen der Roma-Community sprechen, die in Bulgarien zum großen Teil türkischsprachig und muslimischen Glaubens ist.
Gemeinsames Abendessen.
7. Tag (MO): StreetArt – Thrakertempel – Wiedergeburt
Nach dem Frühstück verlassen wir Plovdiv in Richtung der Sredna Gora-Berge. Auf dem Weg kommen wir durch das Dorf Staro Zhelezare, in dem seit 2015 jedes Jahr im Sommer ein StreetArt-Festival stattfindet. Die zahlreichen Hinterlassenschaften der letzten Kunstevents an Häusern und Mauern laden zum Fotostopp ein.
Starosel empfängt uns mit der größten thrakischen Tempelgrabstätte Südosteuropas (5./4. Jh. v. Chr.), die von Archäologen im Jahr 2000 entdeckt wurde.
Der imposante Tempel ist in einen 20m hohen Hügel von 85m Durchmesser untergebracht. Nicht nur das Innere des Tempels fasziniert, auch die Lage – am Rand der Sredna Gora-Berge mit weitem Blick über die thrakische Tiefebene – lässt die Energie dieses Jahrtausende alten Kultplatzes spüren.
Durch die dünn besiedelte Mittelgebirgslandschaft erreichen wir anschließend Koprivshtica.
Kaum ein anderes Dorf Bulgariens hat ein derart geschlossenes Ortsbild bewahrt. Es zeigt nahezu unverändert den Charakter ländlicher Siedlungen des 18. und 19. Jahrhunderts, mit kunstvoll ausgestalteten Häusern der sog. „Bulgarischen Wiedergeburt“ und die damit verbundenen Kaufmanns- und Handwerkstraditionen.
Die bulgarische Geschichte von der Befreiung vom Osmanischen Joch ist hier – wie an so vielen Orten des Landes – ebenfalls lebendig: Im April 1876 wurde auf einer Brücke in Koprivshtica der erste Schuss zum Beginn des Aufstands gegen die Osmanen abgegeben.
Weiterfahrt nach Kalofer, Hotelbezug und Abendessen.
8. Tag (DI): Kalofer – Shipka – Buzludza
Am Vormittag erkunden wir zusammen mit unserem Führer das Städtchen Kalofer. Es ist der Heimatort des großen Dichters und Freiheitskämpfers Christo Botev (1848 – 1876), der hier als Lehrer gearbeitet hat. Sie besuchen neben dem Kalofer Kloster auch das rekonstruierte Geburtshaus Botevs und die noch im Original erhaltene und eingerichtete Schule: Interessante Zeugnisse des bulgarischen Lebens und der Bildung im ausgehenden 19. Jahrhundert.
Nach einem Mittagessen im Hotel besuchen wir die Russische Kirche in Shipka, die als Gedächtniskirche für die im Russisch-Osmanischen Krieg gefallenen bulgarischen und russischen Soldaten 1885 – 1895 errichtet wurde.
Nur wenige Kilometer entfernt befindet sich im Tal der thrakischen Könige ein weiteres Grabmal der Thraker. Wir werfen einen Blick in die bedeutende Kultstätte, bevor es dann über unzählige Serpentinen hinauf ins Balkangebirge geht.
Direkt auf dem Gipfel des Chadschi Dimita (1.441m) befindet sich das Buzludza-Monument. Das an ein UFO erinnernde Bauwerk wurde zu Ehren der sozialistischen Bewegung Bulgariens im Jahr 1981 zur 1300-Jahr-Feier der bulgarischen Staatsgründung eingeweiht.
Auf der Rückfahrt nach Kalofer passieren wir den Shipka-Pass. Mit 1.185m ist dies nicht nur der höchste Pass Bulgariens, er hat vor allem große historische und strategische Bedeutung. Seit der Antike war er Hauptdurchgang zur Donauebene und damit Schauplatz vieler Kämpfe um die Vorherrschaft im Balkan. Im Russisch-Osmanischen Krieg fanden hier für die Befreiung Bulgariens entscheidende Schlachten statt.
Gemeinsames Abschiedsabendessen im Hotel.
9. Tag (MI): Heimreise
Nach dem Frühstück Transfer nach Sofia und Heimreise. Dovizhdane Bŭlgariya!
– Programmänderungen an allen Tagen vorbehalten –