1. Tag Freitag: Anreise, Gaudí-Schatz im Vorort Barcelonas
Sie fliegen vormittags nach Barcelona und erleben fast unmittelbar nach Übernahme des Mietwagens eine erste Architektur-Offenbarung. Denn ganz in der Nähe des internationalen Flughafens befindet sich ein Meisterwerk Antoni Gaudís: die Krypta der Colònia Güell. Das ehrgeizige Projekt sah einen Bau mit einem unteren und einem oberen Kirchenschiff vor, gekrönt von mehreren seitlichen Türmen und einem 40 Meter hohen zentralen Kuppelgewölbe. Dieser Plan nahm in vielerlei Hinsicht Elemente der Sagrada Familia vorweg.
Im Anschluss lohnt ein Abstecher ins nur 7 km entfernte Sant Joan Despí. Der Ort bietet preiswerte Cafés, Bars und Restaurants für eine Mittagspause sowie den Torre de la Creu des Architekten Josep M. Jujol.
Weiterfahrt nach Terrassa / Sabadell. Check-in im Hotel La Mola (35 km). Dieses Hotel schmiegt sich sanft in die Hügel nördlich Barcelonas und zählt in punkto Umweltschutz zu den fortschrittlichsten in Spanien. Unter anderem übernehmen hoteleigene Sonnenkollektoren die Energieversorgung.
2. Tag Samstag: Geheimtipps in Terrassa
Terrassa, eigentlich ein Vorort Barcelonas, bietet die Gelegenheit, eine wenig bekannte Seite des Modernisme zu entdecken wollen: Gaudí und seine Kollegen entwarfen nicht nur Kirchen und Wohnhäuser, sondern auch Fabriken. Ein herausragendes Beispiel hierfür ist die ehemalige Textilfabrik von Terrassa. Das Gebäude mit den charakteristischen Oberlichtern wurde von Lluís Muncunill i Parellada entworfen und 1907 bis 1908 erbaut. Heute beherbergt es das Wissenschafts- und Technikmuseum Kataloniens, das so genannte MNATEC.
Ein weiteres modernistisches Schmuckstück Terrassas ist die Masia Freixa. In diesem Gebäude befindet sich heute u.a. das Fremdenverkehrsamt der Stadt. Sehenswert ist außerdem die Escola Industrial, die Ingenieurschule, deren Stil gelegentlich als neoromanisch bezeichnet wird. Beide prachtvollen Bauten wurden wie auch das heutige MNATEC von Muncunill entworfen.
Neben den auffälligen Gebäuden der Wende vom 19. auf das 20. Jahrhundert bietet Terrassa aber auch drei Kirchen aus der Zeit der Romanik - und darunter einen echten original erhaltenen Schatz: die Wandmalereien aus dem 9. und 10. Jahrhundert in der Kirche Sant Pere.
Unser Tipp: Das Hotel La Mola bietet einen Fahrradverleih, so dass Sie für die Erkundungen in Terrassa das Auto stehen lassen können. Die einzelnen Baudenkmäler liegen nur wenige Kilometer auseinander und lassen sich somit bequem im Rahmen einer Radtour besichtigen.
3. Tag Sonntag: Girona und ein Gespensterschloss
Fahrt nach Girona (84 km). Die Provinzhauptstadt, römischen Ursprungs, spielte schon im frühen Mittelalter zu karolingischer Zeit eine bedeutende Rolle. Mal maurisch, mal christlich war die Stadt Schauplatz vieler Kämpfe. Auch Karl der Große war mit einem Eroberungsfeldzug im Jahre 785 persönlich beteiligt. Diesem großen Vater der Stadt huldigte man in den darauffolgenden Jahrhunderten mit beeindruckenden sakralen Elementen im Stil der Romanik: dem Turm Karls des Großen sowie dem Stuhl Karls des Großen, die beide aus dem 11. Jh. stammen und zur Kathedrale zählen. Ebenfalls ein Musterbeispiel der Romanik stellen der fünfstöckige Glockenturm im lombardischen Stil und der Kreuzgang dar.
Sehr sehenswert ist zudem der Schöpfungsteppich, der auf einmalige Art und Weise die christliche Genesis bebildert - von der Erschaffung Evas aus der Rippe Adams bis hin zu der Szene , in der Adam den Tieren ihren Namen verleiht. Der Teppich befindet sich im TCG, der "Schatzkammer" der Kathedrale.
Doch auch in punkto jüngerer Architekturgeschichte bietet Girona einiges. Denn hier wirkte der modernistische Architekt Rafael Masó, der unter anderem für Mehlfabrik Farinera Teixidor und die Casa Teixidor verantwortlich war.
Bevor Sie sich zu Ihrem heutigen Tagesziel aufmachen, empfehlen wir noch einen Abstecher zum Castell Gala Dalí in Púbol (22 km). Diese Burg kaufte Dalí seiner Geliebten und Ehefrau Gala im Jahre 1968. Gala richtete sie nach eigenen Vorstellungen ein. Mit karger Möblierung und Fackelbeleuchtung schuf sie sich ein „Gespensterschloss“, das ihr Mann nur auf schriftliche Einladung hin betreten durfte. Heute ist es als Museum zugänglich. Weiterfahrt nach Figueres (39 km) und Check-In im Hotel Duran.
4. Tag Montag: Cap de Creus
Gehen Sie den heutigen Tag entspannt an. Wie wäre es mit einem Sprung ins Meer an der "wilden Küste", der Costa Brava? Zahlreiche geschützte Buchten bieten sich für eine Erfrischung an.
Das Cap de Creus, der östlichste Punkt des spanischen Festlandes, macht wiederum deutlich, wieso die Katalanen diese Küste als "brava", wörtlich wild, klassifizieren: Felsige Ausläufer der Pyrenäen stürzen hier förmlich ins Mittelmeer hinein. Über dem Kap thront die Ruine von Sant Pere de Rodes. Das ehemalige Benediktinerkloster im romanischen Stil bietet einen spektakulären Blick.
5. Tag Dienstag: Dalí in Figueres, Strand in Cadaqués
Figueres befindet sich durch ihren berühmtesten Sohn seit Jahrzehnten auf der internationalen Kunst-Landkarte: Salvador Dalí. Unter anderem baute das surrealistische Genie das Stadttheater zu "seinem" Museum um. Im "Teatre-Museu Dalí" befindet sich eine der weltweit umfassendsten Sammlungen des Künstlers. Alleine für dieses Museum lohnt sich schon eine Reise nach Katalonien. Nehmen Sie sich Zeit. Es ist kein Problem, mehrere Stunden hier zu verbringen.
Fahren Sie im Anschluss erneut ans Meer , ins nur 34 km entfernte Cadaqués. Denn auch Cadaqués spielt in der Kunstgeschichte keine unbedeutende Rolle: Dalí verbrachte hier viel Zeit im Ferienhaus der Familie. Die Casa Salvador Dalí im Ortsteil Portlligat ist ebenfalls als Museum zugänglich. Allerdings muss man für einen Besuch Wochen im Voraus reservieren, was wir gerne für Sie übernehmen.
Dalí lockte weitere Künstler an. Stars aus dem Ausland wie André Breton, Marcel Duchamp, Max Ernst, Man Ray, aber auch Landsleute wie Pablo Picasso und Joan Miró machten aus dem Fischerdorf eine Künstlerkolonie. In das vielfach auf Leinwand gebannte - und damit im wahrsten Wortsinne malerische Ortsbild von Cadaqués fügen sich zudem einige erstklassige Beispiele der modernistischen Architektur ein, allen voran die Casa Serinyena direkt am Strand.
6. Tag Mittwoch: Romanik in den Pyrenäen
Heute verlassen Sie die Küstenregion und stoßen tief ins Hinterland vor, in die wilden Pyrenäen. Zeigen sich die Berge zunächst noch lieblich und sanft bewaldet, verändert sich der Charakter, je weiter Sie sich der Grenze nach Frankreich nähern. Denn der Gebirgszug erhebt sich auf über 3.000 Meter Höhe.
Schroffe Felsgipfel wechseln sich mit tiefen Canyons ab. Schneefelder glitzern in der Sonne. Hier leben sehr wenig Menschen, dafür aber umso mehr seltene Tiere und Pflanzen. Aufgrund der geringen Bevölkerungsdichte ist die Natur hier noch weitgehend unberührt.
Nach etwa einer Stunde (75 km) erreichen Sie Ripoll. Keimzelle dieser Kleinstadt ist die ehemalige Benediktiner-Abtei Santa Maria de Ripoll, das zu den herausragendsten spätromanischen Bauwerken auf der iberischen Halbinsel zählt. Besonders außergewöhnlich ist das Eingangsportal: Üppige Reliefs illustrieren biblische Szenen. Und die bildhauerisch herausgearbeiteten Kapitelle des Kreuzgangs scheinen die Figuren-Vielfalt der Gotik vorwegzunehmen.
Vor der Mittagspause sollten Sie La Pobla de Lillet ansteuern. Die Fahrstrecke beträgt nur 27 km, allerdings müssen Sie für die kurvenreiche Strecke knapp eine Stunde Fahrzeit einplanen! Oberhalb des Dorfes befinden sich die Jardins Artigas – eine von Gaudí gestaltete Gartenanlage. Die Gestaltung des Gartens war ein Geschenk an den Textilfabrikanten Joan Artigas i Alart, der Gaudí beherbergte, als er für einen Auftrag in der Gegend weilte. Die Jardins schmiegen sich in das Tal des hier noch rauschenden Gebirgsbaches Llobregat ein und sind eine außergewöhnliche Melange aus Architektur, Gartenbaukunst und Natur.
Die Route führt Sie immer tiefer in die Pyrenäen hinein. Sie durchqueren jetzt die erste mächtige Gebirgskette, die Serra del Cadí und erreichen La Seu d'Urgell (63 km), einem bedeutenden mittelalterlichen Bischofssitz. Die Kathedrale, vom italienischen Baumeister Ramon Llombard errichtet, ist ein gewaltiges Zeugnis kirchlichen Machtanspruchs. Die Formensprache erinnert stellenweise an die einer Burg. Zur Kirche zählt heute ein bedeutendes Diözesanmuseum. Der Ort selbst mit seinen charmanten Arkadengängen und Gassen lädt zum Verweilen ein. Für einen Cafe Cortado – auf katalanisch Tallat – bleibt bestimmt noch Zeit!
Der letzte Teil der Tagesetappe ist bequem zurückgelegt. Auf einer breiten Straße geht es ins benachbarte Andorra (36 km), wo Sie Ihr Quartier für die beiden kommenden Nächte beziehen.
7. Tag Donnerstag: Andorra. Eine eigene Bergwelt
Der Zwergstaat Andorra ist dank großzügiger Steuernachlässe heute insbesondere ein Shopping-Paradies – und daher bei vielen verschrieen. Allerdings bietet Andorra weitaus mehr. Das Haupttal selbst ist eines der tiefsten und damit beeindruckendsten der Pyrenäen. Und in den ruhigeren Nebentälern stoßen Sie nicht nur auf Kulturschätze wie kleine Kapellen und romanische Bachbrücken. Schon nach einem kurzen Fußmarsch haben Sie die unberührte Natur weitgehend für sich alleine. Auf den hohen und wenig frequentierten Pässen sollen auch heute noch Schmuggler unterwegs sein...
8. Tag Freitag: Zwei Pyrenäenpässe
Verlassen Sie Andorra, aber vergessen Sie das Volltanken nicht! Gleich hinter der Grenze ist der Sprit wesentlich teurer. Weiter geht es vorbei an La Seu über zwei Pyrenäenpässe. Die Straße quält sich teilweise förmlich en Berg hinauf. Nehmen Sie sich für die Route Zeit und legen Sie Fotostopps ein! Die reine Fahrzeit zu Ihrem heutigen Tagesziel, Caldes de Boí (174 km), beträgt rund vier Stunden.
9. & 10. Tag (Samstag/Sonntag: Welterbe am Ende der Welt, Nationalpark
Im Vall de Boí gibt es eine herausragende Dichte einzigartiger romanischer Dorfkirchen. Neun davon zählen zum Weltkulturerbe der Unesco. Nehmen Sie sich den ganzen Tag Zeit, um diese einzigartigen Dorfkirchen sowie die raue und ungeschliffene Bergwelt auf sich wirken zu lassen. Sie befinden sich am Fuße des Parc Nacional d'Aigüestortes i Estany de Sant Maurici. Der größte Teil dieses Nationalparks liegt über 1.000 m, einige Gipfel erreichen Höhen von mehr als als 3.000 m. Da der Nationalpark teilweise schwer zugänglich und schon seit vielen Jahren geschützt ist, ist die Pflanzen- und Tierwelt weitgehend ursprünglich.
11. Tag Montag: Jugendstil-Friedhof
Bevor Sie heute in den Großraum Barcelona zurückkehren, lohnt es sich, weitere Höhepunkte in den Ausläufern der Pyrenäen anzusteuern. Nun werden die Bergspitzen flacher. Schroffen Gipfel weichen sanft geschwungenen Hügeln. Die Fahrt führt dennoch noch über kurvige Nebensträßchen. Es geht quer durchs waldige Pyrenäenvorland bis zu einem besonderen Juwel des katalanischen Jugendstil: dem modernistischen Friedhof von Olius (90 km). Die Gräber sind in eine Landschaft aus umgestürzten Felsen und immergrünen Eichen eingebettet, die das ewige „Stirb und Werde“ symbolisieren. Die unmittelbar benachbarte romanische Kirche Sant Esteve strahlt zudem eine außergewöhnliche mystische Kraft aus.
Hinter Olius werden die Straßen wieder breiter und gerader, bis Sie schließlich die Autobahn erreichen, die Sie nach Barcelona bringt. In Flughafennähe beziehen Sie ein Hotel, so dass Sie am nächsten Tag bequem den Mietwagen abgeben und abreisen können.
12. Tag Denstag: Abreise
Je nach Uhrzeit des Rückfluges bleibt Ihnen noch etwas Zeit für Barcelona.