1. Tag: Anreise nach Vorarlberg, Skyspace von James Turrell
Anreise nach Feldkirch, wo unsere gemeinsame Tour beginnt. Wir treffen uns kurz nach 17 Uhr im Hotel ganz in der Nähe des Bahnhofs. Feldkirch ist gut mit der Bahn zu erreichen – und es gibt sogar einen direkten Zug von Dortmund, Köln, Mannheim, Stuttgart. Aus München erreicht man die westlichste Gemeinde Österreichs mit einmal Umsteigen in Bregenz.
Bei einem frühen Abendessen lernen wir uns gegenseitig kennen, bevor es dann um 19:30 Uhr mit einem Kleinbus zum ersten Höhepunkt dieser Reise geht: dem Skyspace von James Turrell inmitten des Arlberg-Massivs. Oberhalb von Lech steht einer dieser berühmten Skyspaces des amerikanischen Lichtkünstlers, die eine Besonderheit im Oeuvre Turrells darstellen: Sie sind auf natürliches und auf künstliches Licht gleichermaßen angewiesen. Es handelt sich um nach oben hin offene Räume, die ihre Wirkung durch die Gleichzeitigkeit von Farblicht und Tageslicht erzielen. Das vom Künstler angestrebte ästhetische Erlebnis vollzieht sich nur während der Dämmerung. Dann werden Wände und Decke in farblich wechselndes Licht getaucht. Das Auge verliert die Orientierung - und der Himmel wird durch die Öffnung in der Decke als Teil des Raumes empfunden.
Das Kunst-Erlebnis beginnt mit der Dämmerung und dauert knapp eine Stunde. Dann Talfahrt und Übernachtung in Feldkirch.
2. Tag: Giacometti, Muzeum Susch und Schloss Tarasp von Not Vital
Wir brechen früh auf, um genügend Zeit für unseren Abstecher in die Schweiz zu haben. Mit dem Kleinbus geht es hinein ins Engadin. Um Ihnen viele Kilometer kurvenreicher Straßen zu ersparen, nutzen wir den Autoverladezug der Rhätischen Bahn. Nach etwa einer Viertelstunde mit flotter Durchfahrt des Vereinatunnels erreichen wir jene Region der Schweiz, in der bis heute Rätoromanisch gesprochen wird.
Hier befindet sich das erst 2019 eröffnete Muzeum Susch. Die Polin Grażyna Kulczyk verwandelte im gleichnamigen Ort ein mittelalterliches Kloster in ein Zentrum für zeitgenössische Kunst. Die Kunstsammlerin und Mäzenin legt hierbei besonderen Wert auf Positionen von Künstlerinnen – aber nicht ausschließlich. Wir nehmen uns beid er Führung reichlich Zeit für die Sammlung und die besondere Architektur des Museums - und schlendern im Anschluss noch kurz durch den Ort.
Danach kurze Weiterfahrt, dem Inn talabwärts folgend, nach Sent. In der Pensiun Aldier erwartet uns ein einfaches, aber köstliches Mittagsgericht - und zum Dessert ein außergewöhnlicher Kunstgenuss: Der Betreiber des Hotels hat über Jahre eine Sammlung von grafischen Arbeiten Alberto Giacomettis zusammen getragen, auf die so manches Museum neidisch sein dürfte. Interessierten Gästen zeigt er diesen Schatz auch gerne persönlich.
Auf der anderen Seite des Inns, der hier noch ein kleiner, aber munter vor sich hin sprudelnder Gebirgsbach ist, befindet sich Schloss Tarasp. Es wurde 2016 vom international erfolgreichen Künstler Not Vital übernommen, der aus demselben Tal stammt. Führung durch Burg und Sammlung.
Am späten Nachmittag dann Weiterfahrt, immer dem Inn folgend, bis wir nach etwa 2 Stunden Innsbruck erreichen. 2 Übernachtungen im 4-Sterne-Hotel Leipziger Hof in Innsbruck.
3. Tag: Hungerburgbahn, Nordkette, BergiselschanzeNach dem Frühstück erkunden wir einen herausragenden Bau der britisch-irakischen Stararchitektin in Innsbruck: die Hungerburgbahn. Zaha Hadids Entwurf mit den charakteristisch geschwungenen Dächern und der dynamischen Hängebrückenkonstruktion über den Inn überzeugten die Jury des Architekturwettbewerbs. Die Dächer der insgesamt vier Stationen erinnern an Gletscherzungen – oder an vom Eis blank geschliffenes Gestein.
Weiter geht es mit Bergbahnen bis auf 2269 Meter Höhe. Über einen guten Weg gelangt man so vergleichsweise leicht auf die 2542 Meter hohe Hafelekarspitze, von der man bei guter Sicht einen grandiosen Blick auf das Inntal, die Brenner-Autobahn und das Karwendel-Gebirge hat. Wer möchte – und es sich zutraut – kann sich sogar zu einer Wanderung auf der Nordkette aufschwingen – dem legendären Goetheweg folgend. Hierfür sollte man allerdings schwindelfrei sein.
Wir werden daher gegen Mittag zurück in die Innenstadt hinunterfahren und Innsbruck im Rahmen einer Stadtführung erkunden.
Am Nachmittag besuchen wir dann noch das zweite große Werk von Zaha Hadid in der Hauptstadt Tirols: die Bergiselschanze. Seit 2003 thront mit dieser Skisprungschanze ein Neubau über Innsbruck. Die Schanze ist nicht nur Blickfang vom Tal aus, sondern ein beliebter Aussichtspunkt auf die Stadt am Inn und die umliegenden Berge. Gelegenheit zum Aperitif im Turm der Schanze. Im Anschluss dann gemeinsames Abendessen in der Stadt.
4. Tag: Timmelsjoch und MMM Ortles
Heute geht es mit dem Bus das Timmelsjoch hinauf. Entlang dieser legendären, bei Motorradfahrern beliebten Pass-Straße erhielt der Südtiroler Architekt Werner Tscholl den Auftrag, fünf Architekturskulpturen zu errichten. Diese Pavillons säumen die Straße und spielen mit der Landschaft: Ein Steg ragt über den Abgrund, eine Kristallstruktur klebt am Hang, ein überdimensionales Fernrohr ist auf die gegenüberliegenden Berge gerichtet... Die einzelnen Bauten bieten zudem Platz für eine kleine Ausstellung zu Geschichte und Geografie des Timmelsjochs - inklusive dem Passmuseum. Auf dem Pass selbst - direkt auf der Grenzlinie zwischen Italien und Österreich bzw. Tirol und Südtirol - gibt es einen Skulpturenparcours.
Nach der Talfahrt Mittagspause in St. Leonhard in Passeier, wo sich das Geburtshaus von Andreas Hofer befindet - dem berühmten Südtiroler Freiheitskämpfer. Vorbei geht es nun an Meran und ins Vinschgau. Nach knapp zwei Stunden kommen wir in Sulden an und besuchen das erste Messner Mountain Museum dieser Tour, das MMM Ortles. Der gelungene Bau aus Sichtbeton wurde von außen kaum sichtbar in die Erde hineingegraben – und bietet optimale Bedingungen zur Konservierung wertvoller Gemälde. Hier hängen die außergewöhnlichen Ölgemälde des Alpenmalers und Bergsteigers Edward Theodor Compton. Immer wieder stellte er auch Gletscher und Schneefelder dar. Die Arbeiten fügen sich somit perfekt ins Ausstellungskonzept des MMM Ortles ein, in dem Messner von den Schrecken des Eises und der Finsternis, von Schneemenschen und Schneelöwen sowie vom bei Bergsteigern gefürchteten White Out erzählt.
Abendessen im Restaurant Yak & Yeti. 1 Übern. in einer einfachen Bergpension in Sulden.
5. Tag: Schloss Juval und die MMM-Zentrale
Am Morgen geht die Reise talabwärts durchs Vinschgau zum Schloss Juval. Hier, im Privatschloss Reinhold Messners, befindet sich mit dem MMM Juval das Museum aus der MMM-Kollektion, das sich der religiösen Dimension der Berge widmet. Neben Renaissance-Fresken gibt es einen Tantra-Raum, eine Maskensammlung aus fünf Kontinenten und eine Bildergalerie zu den heiligen Bergen der Welt zu entdecken. Diesem außergewöhnlichen Ort wollen wir uns behutsam und mit Achtsamkeit nähern – wir nehmen einen Fußweg entlang eines historischen Waals. Waale sind Bewässerungskanäle, die hier am Hang schon seit vielen hundert Jahren eine landwirtschaftliche Nutzung erst möglich gemacht haben. Denn im Schatten der großen Berge fällt in diesem Tal nur wenig Niederschlag – und während an vielen Tagen die Sonne brennt, trocknet der Wind den Hang aus.
Entlang des Waals wachsen jedoch Bäume, die Schatten spenden. Die Wanderung selbst ist leicht. Wer möchte, kann alternativ auch den direkten Weg zum Museumseingang wählen. Mittagsimbiss beim Schlosswirt.
Weiterfahrt talabwärts entlang der Etsch nach Bozen, wo wir direkt das Schloss Sigmundskron mit dem MMM Firmian ansteuern. Firmian ist die Zentrale der Messner Mountain Museen. Ihr Reiseleiter führt Sie zu herausragenden Kunstwerken und beeindruckenden Zeugnissen des Alpinismus. Denn neben Gemälden und Skulpturen zeigt Reinhold Messner hier persönliche Ausrüstungs-Gegenstände großer Alpinisten – darunter auch den vom Gletscher wieder ausgespuckten Schuh seines tödlich verunglückten Bruders Günther. Neben der Ausstellung ist auch die Burg an sich sehenswert: Sigmundskron zählt zu den ältesten Bauwerken Südtirols. Und mit ihren bis zu fünf Meter dicken Mauern ist die Burg ein frühes Zeugnis der Festungsbaukunst. Darüber hinaus ist die Anlage ein wichtiges politisches Symbol Südtirols: 1957 versammelten sich hier mehr als 30.000 Südtiroler, um politische Autonomie zu fordern. Abendessen. 1 Übern. im Hotel 4 Points by Sheraton Bozen.
6. Tag: Privatsammlung im Weinberg, Arte Sella
Am Stadtrand von Bozen, mitten in einen Weinberg hineingebaut, befindet sich die Fondazione Antonio Dalle Nogare. Die Privatsammlung des Mäzens Antonio Dalle Nogare mit Arbeiten von Carl Andre, Dan Graham, On Kawara, Martin Kippenberger, Joseph Kosuth, Richard Long,Blinky Palermo etc. hat hier einen außergewöhnlichen Rahmen gefunden. Die Ausstellungsräume wurden in den Porphyr hineingegraben. Große Glasfassaden bringen Licht ins Gebäude. Mit Eichenholz verkleidete Böden und Wände sorgen für eine warme Atmosphäre.
Auf dem Weg in die Dolomiten besuchen wir zudem im Trentino einen außergewöhnlichen Skulpturenpark: Arte Sella. Es handelt sich um eine sich kontinuierlich weiterentwickelnde Land Art-Ausstellung. Die teilnehmenden Künstler arbeiten mit Blättern, Steinen, Stämmen und Ästen, die sie in der Umgebung finden.
Schließlich erreichen wir das Cadore. Abendessen. 2 Übernachtungen im Cadore-Tal. Wir reservieren im 4-Sterne-Hotel Boite, das ein architektonisches Ausrufezeichen der Nachkriegszeit ist. Der moderne, die Hanglage perfekt ausnutzende Komplex wurde ursprünglich von Enrico Mattei, dem Präsidenten der 1953 gegründeten staatlichen Erdölgesellschaft Eni, als konzerneigenes Ferienresort errichtet.
7. Tag: Fort auf dem Felsen, Tizians Geburtshaus
Fahrt hinauf zum Monte Rite. Hier befindet sich mit dem Messner Museum Dolomites das Ausstellungsgebäude mit der vielleicht exponiertesten Lage. Wie ein Adlernest sitzt es in einem alten Fort aus dem Ersten Weltkrieg auf einem strategisch günstig gelegenen Vorposten am Felsen. Das Fort hielt mehreren Sprengversuchen stand, bot Partisanen Unterschlupf und wurde schließlich von Messner entdeckt. Die verfallene Anlage wurde umfassend renoviert. Die Rotationskuppeln der ehemaligen Geschütze ersetzte man durch gläserne Dachaufsätze in unregelmäßigen Kristallformen. Den beiden Architekten Enzo Siviero und Paolo Faccio aus Padua gelang es, so viel von den alten Bauteilen und Materialien wie möglich wieder- und weiterzuverwenden.
Von oben bietet sich ein fantastischer Panoramarundblick auf die Dolomiten. Wir haben reichlich Zeit für das Museum und die Aussicht. Die benachbarte Berghütte bietet einfache Speisen für die Mittagspause an. Anschließend besteht Gelegenheit zu einer kleinen Rundwanderung auf dem Monte Rite.
Unten am Tal angekommen machen wir noch einen Abstecher nach Pieve di Cadore. Denn dort wurde einer der Hauptmeister italienischen Hochrenaissance geboren: Tizian. Wir nutzen die Gelegenheit, einen Blick in sein Geburtshaus zu werfen.
Am Abend gemeinsames Dinner.
8. Tag: Drei Zinnen und Monte Piana
Fahrt zum Misurina-See, der malerisch direkt unterhalb der Drei Zinnen liegt. Nach einem kurzen Fotostopp steigen wir in einen Shuttle-Bus um, der uns hinauf zum Monte Piana bringt. Dieser Berg sowie der als Monte Piano bezeichnete Nord-Ost-Gipfel desselben Massivs waren Zeugnis des heftigen und verheerenden Gebirgskriegs im Ersten Weltkrieg. Eine der schlimmsten Fronten hatte hier ihren Schauplatz. Mehr als 14.000 Soldaten mussten auf diesem Hochplateau ihr Leben lassen.
Heute befindet sich auf dem Monte Piana ein einzigartiges Freilichtmuseum: Artilleriegeschütze, Stützpunkte, Galerien sowie Lauf- und Schützengräben korrespondieren mit der Bilderbuchlandschaft der Dolomiten. Ein Wanderweg wechselt zwischen den ehemaligen Frontlinien – hier Österreich (heute Südtirol), dort Italien. Und beim Durchschreiten dieses Mahnmals eröffnet sich ein atemberaubender Blick auf die Drei Zinnen. Fürs leibliche Wohl ist auf der Bosi-Hütte direkt auf dem Gelände gesorgt.
Weiterfahrt nach Bruneck, wo sich im Schloss Bruneck das MMM Ripa befindet. Dieses Haus hat Reinhold Messner den Bergvölkern und ihrer Kultur gewidmet. Vom Bergfried bietet sich ein guter Rundblick über die mittelalterliche Stadt.
1 Übernachtung in Bruneck. Gemeinsames Abendessen.
9. Tag: Höhepunkt auf dem Kronplatz
Vor der Heimreise dürfen Sie sich heute noch einmal auf einen Höhepunkt freuen: das MMM Corones. Es befindet sich am Rande des Gipfelplateaus des Kronplatzes in 2275 Metern Höhe. Thematisch widmet es sich dem Alpinismus, also der Königsdisziplin des Bergsteigens, der Reinhold Messner seinen Ruhm verdankt. Spektakulär ist jedoch gerade auch die Architekur: Zaha Hadid hat ein futuristisch anmutendes Bauwerk direkt an den Abhang gesetzt. Wir fahren mit der Kabinenbahn auf den Kronplatz und haben den gesamten Vormittag für das Museum und das Hochplateau. Je nachdem, wie stark Sie sich in die Ausstellung vertiefen wollen, bleibt noch Zeit für eine leichte Wanderung entlang des Plateaus.
Anschließend Talfahrt. Mit dem Bus geht es nun fix über den Brenner nach Innsbruck. Von dort Heimreise.