1. Tag: Anreise und Willkommen in Pontremoli
Individuelle Anreise zum Hotel. Gäste, die mit dem Zug oder per Flugzeug anreisen, werden auf Wunsch abgeholt und zum Hotel gebracht.
Bei einem Willkommenstrunk besprechen wir das Programm der kommenden Tage und lassen den ersten Tag bei einem Abendessen im Hotel ausklingen.
2. Tag: Pontremoli – Prähistorische Steinskulpturen und ligurischer Barock
Pontremoli war die Schlüsselstadt für jeden, der über den Cisa-Pass kam. Über Pontremoli zu herrschen, bedeutete reich zu sein und so war Pontremoli umkämpft von Kaisern, Päpsten und den Städten Lucca, Mailand oder Parma. Das Castello di Piagnaro macht diesen Reichtum Pontremolis für uns sichtbar. Im Schloss-Museum bewundern wir die typischen Steinskulpturen mit halbmondförmigen Gesichtern. Ihr Alter und die genaue Herkunft geben Forschern immer noch Rätsel auf.
Zeugnis des ehemaligen Reichtums der Stadt ist auch die Villa Dosi Delfini. Bis heute dient die Villa der Familie Dosi als temporärer Aufenthaltsort zur Erholung vom Stadtleben - und dem repräsentativen Status. Wir lassen uns in der barocken Villa mit ihren Wasser- und Lichteffekten und zahlreichen Trompe l'oeiles vom einstigen Einfluss der Dosis überzeugen.
Im Palazzo Dosi Magnavacca in der Altstadt Pontremolis erzählt die Pracht des Atriums, der Haupttreppe und des großen Saals, der mit Gemälden und mythologischen Geschichten bemalt ist, vom Reichtum und der Macht dieser reichen Händlerfamilie. Die Größe des Palazzo gibt einen guten Blick auf Gesellschaft Pontremolis im 18. Jahrhundert, wo sich das Nützliche mit dem Angenehmen verband und wo Kunst und Kultur immer eng mit Handel und Gewerbe verflochten waren.
Pontremolis Reichtum waren aber auch die Bücher. Bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts verfügte die Stadt über ein recht großes Buchlager mit 450 verschiedenen Titeln. So wundert es nicht, dass hier 1953 der Literaturpreis, der premio Bancarella ins Leben gerufen wurde. Der erste Preisträger war übrigens Ernest Hemingway mit Der alte Mann und das Meer. Die Geschichte der Stadt, Ihren wirtschaftlichen Aufstieg und den Ursprung des Namens der Premio Bancarella erfahren wir bei einem Spaziergang durch die anmutige Altstadt und beenden den Tag im Café degli Svizzeri. Probieren Sie unbedingt die Amori, die süße Spezialität des Hauses.
3. Tag: Bagnone – Migration der Frauen und ein geheimer Ort der Erinnerung
Die erste urkundliche Erwähnung von Bagnone, das als Burg über dem alten Dorf Gutula erbaut wurde, ist in einer päpstlichen Bulle von 1148 enthalten. Im Mittelalter war Bagnone ein Verkehrsknotenpunkt und wichtiger Handelsplatz, von dem heute noch die schönen Arkaden zeugen.
Im Museo delle Barsane können wir uns jedoch auch von Hunger und Not und der daraus resultierenden Migration der Frauen der Lunigianana ein Bild machen, die für Italien so typisch ist. Italien ist ein Land der Migration im Inneren und nach Außen. Das Museum beleuchtet die Schicksale von Frauen, die von Bagnone und anderen Städten des Apennins aus über die Alpen in Richtung Norden als Wanderhändlerinnen zogen.
Zu Fuß oder mit dem Fahrrad, die beladenen Wagen im Schlepptau… Das Museum zeigt die Lebensgeschichten der Frauen auf, gezeichnet von der erzwungenen Trennung von der Familie und ihrer Kinder, aber auch von ihren Erfolgsgeschichten und schafft Brücken und Verständnis zur Migration der Frauen heute.
Bagnone überrascht: denn kaum ein Besucher dieses heute etwas verschlafenen und malerisch gelegenen Ortes würde vermuten, das hier engste Bande zu Rom bestanden. Im 15. Jh. war Herzog Noceti, Herr über die Burg Bagnone, Privatsekretär des Papstes Nicolaus V. Der aus Sarzana stammende Papst war der Begründer der vatikanischen Bibliothek und Erneuerer des Petersdomes in Rom.
Es überrascht also nicht, dass in diesem kleinen Örtchen die Libreria antiquaria Mazzei, eine antiquarische Buchhandlung ihren Sitz hat. Wir treffen dort den Inhaber und Literaturwissenschaftler Dr. Massimiliano Mazzei, der uns mitnimmt auf einen spannenden Spaziergang durch historische Gassen und über mittelalterliche Brücken, hinauf zum Kastell und der uns durch sein fundiertes Wissen die Geschichte des Ortes und seine Bande zur Literatur vermittelt.
Am Nachmittag nimmt uns Dr. Mazzei mit zum Castiglione del Terziere, einem „luogo della memoria“, einem Ort der Erinnerung. Hier empfängt uns die Signora Raffaella und erzählt uns von Ihrer Liebe zu Loris J. Bononi, Universitätsdozenten, angesehenen Schriftsteller, der auch von Persönlichkeiten des Kalibers von Pier Paolo Pasolini als solcher anerkannt wurde, und von dem utopisch klingenden Projekt, das verfallene Kastell und das verlassene Dorf zu einen offenen und für alle zugänglichen Ort zu schaffen, an dem man Manuskripte, historische Dokumente, Gemälde und Fotos und damit die Geschichte der Lunigiana, die Literatur und die Geschichte der italienischen Kunst erleben kann. Ein Ort, an dem Kultur demokratisch ist, die jedem zugänglich ist. Erstausgaben von Manzonis Promessi Sposi, eine Erstausgabe von Dante, eine Statue von Bernini und viele andere Schätze dürfen wir hier berühren.
In der Locanda Lina in Bagnone herrscht noch eine Atmosphäre aus der Jugendstilzeit. Die Inhaber servieren uns Schmackhaftes aus der traditionellen Küche der Lunigiana, wie die leckere torta, die Tagliolini mit Trüffeln, das gefüllte Kaninchen und einen herrlichen Lammbraten.
4. Tag: Fivizzano – Stadt der Drucker, Verleger und Dichter
Fivizzano, das im 16. Jahrhundert als "das kleine Athen der Lunigiana" bezeichnet wurde und das Carducci "eine verlorene Perle in den Bergen" nannte, erlebte die Ursprünge des Druckens: Der Drucker Jacopo da Fivizzano druckte bereits 1471 mit mobilen Zeichen Werke von Virgil, Juvenal, Cicero, Sallust, Jahre vor den europäischen Hauptstädten Brüssel, Genf, London. Davon zeugt das von Loris J. Bonini eröffnete und Jacopo da Fivizzano gewidmete Druckereimuseum in Fivizzano.
1802 erfand Agostino Fantoni die erste Schreibmaschine und das Kohlepapier in Fivizzano.
Während unseres Besuches lernen wir die Geschichten all dieser Protagonisten der Stadt, der Drucker, Verleger, Schriftsteller und Dichter kennen.
Es geht hinauf zum Schloss von Verrucola. Die Geschichte dieses Herrenhauses ist faszinierend. Schon allein deshalb, weil sie im Austragungsort von Fehden und Verschwörungen sowie blutiger Episoden gewesen ist. Das Schloss wurde von der Baseler Bildhauerin Cordelia von Den Steinen und vom Bildhauer und Maler Pietro Cascella erworben und mit Liebe restauriert. Die Werke des 2008 verstorbenen Meisters sind noch allgegenwärtig. Auch das Atelier, das Cascella mit Cordelia von Den Steinen teilte, wird heute noch genutzt – vom Sohn Casellas, Jacopo, ein Maler, der das Vergangene mit seiner eigenen ästhetischen und räumlichen Sensibilität wieder aufgreift.
Im Castello dell’Acquila von Gragnola genießen wir den Blick auf die Apuanischen Alpen und staunen über das Skelett eines Ritters aus dem 14 Jh., das bei den Restaurierungsarbeiten am Schloss gefunden wurde. Unser Rundgang endet mit einem Mittagessen in den historischen Räumen.
Den Nachmittag können Sie zu einem Spaziergang in der Umgebung unseres Hotels oder in dessen schönem Spa-Bereich nutzen.
5. Tag: Fosdinovo – Burgen und Villen der Malspinas – cucina povera bei Sonia
Die Villa Malaspina ist ein wertvolles und seltenes Beispiel für eines Adelssitzes in der Lunigiana. Wir besuchen den Privatbesitz der Malaspinas, schlendern durch die prächtige Villa und genießen den Blick auf die umliegende, fast unberührte Landschaft. Wie es sich für italienische Villen gehört, ist die Villa Malaspina von einem italienischen Garten umgeben.
Im Anschluss besuchen wir eine Freundin der Familie unserer Reiseleiterin, die uns in die Geheimnisse der „cucina povera“, die sog. „arme Küche“ der Lunigiana einweiht. Die Ingredienzen sind köstlich: Kastanienmehl, duftende Pilze, Gnocchi aus Weizen- und Kastanienmehl, mit Kräutern gefüllte Kuchen. Je nach dem, was der saisonale Markt hergibt, werden wir in der privaten Wohnung bei einem informellen Mittagessen kennenlernen, wie die Gerichte zubereitet werden.
Am Nachmittag geht es in das malerisch in 500 m.H. liegende Fosdinovo. Das Panorama ist bezaubernd: Der Blick schweift zuerst zum Meer und über zu den grünen bis hin zu den großen apulischen Alpen.
Das unbestrittene Symbol des Dorfes ist die Burg Malaspina, die oberhalb des Dorfes thront. Sie ist eine der schönsten und am besten erhaltenen Festungen der Lunigiana. Wir besichtigen die repräsentativen und freskierten Säle, steigen hinab in das Gefängnis und halten indem Saal des Geistes der Bianca Maria Aloisia, die hier, als sie nicht von ihrer Liebe zu einem Stalljungen ablassen wollte, lebendig eingemauert wurde.
Fosdinovo lag im zweiten Weltkrieg an der sogenannten Gustavlinie. Über die damaligen Ereignisse und den Kampf der Partisanen sprechen wir im Audiovisuellen Museum des Widerstands.
Der Schmerz und die Hoffnungen auf eine bessere Welt, die die Zeitzeugen der Kämpfe während des Widerstandes an der gotischen Linie erlebten, werden durch Bilder und Videos beleuchtet.
6. Tag: Carrara
In Carrara leuchtet der Marmor überall, man spürt seine Seele zwischen den weißen Bergen und dem glitzernden Meer. Die Gipfel der Apuanischen Alpen, die in das blaue Tyrrhenische Meer übergehen, sind die Kulisse dieser Stadt, stolz auf ihre Traditionen, ihre Geschichte und ihre Ursprünge.
Das Studi Nicoli ist eine weltweit berühmte Exzellenz für die Marmorverarbeitung und ein internationales Zentrum für zeitgenössische Skulptur.
Hier entstanden einst große Porträts der Königin Victoria und Werke für den König von Spanien, den König von Italien oder das mythische Kupfer V von Sian, aber auch die Denkmäler der Libertadores und Helden der Unabhängigkeit verbreiteten sich in ganz Südamerika.
Moore, Arp Poncet, Cesar, Bourgeois, Kapoor und all die großen zeitgenössischen Künstler haben diesen magischen Ort für ihre originellen Kreationen gewählt. Der Besuch im Atelier ist ein einzigartiges Erlebnis: Marmorstaub überall und die Arbeiter, den weißen Raum mit Skulpturen füllen.
Carrara und die Kunst sind untrennbar verbunden. Dies erleben wir In der 1769 gegründeten Accademia delle belle arti , in der die klassische Skulptur und tiefgreifenden Veränderungen der zeitgenössischen visuellen Kultur beleuchtet werden. In der historischen Parkanlage des Museo CARMI wird der Bogen gespannt von der antiken Skulptur, zu Michelangelo bis hin zur zeitgenössischen Kunst.
Marmor und Anarchie – auch das ist Carrara. Davon zeugt das Denkmal des Anarchisten Alberto Meschi, der den 6-Stunden-Tag erkämpfte. Lebenswichtig für die Steinbrecher, deren Weg zum Steinbruch hinauf auf den Gipfel nicht bezahlt wurde. Laut eines Dokumentes der Carabinieri entstand in Carrara der erste circolo dell’anarchia Italiens im Jahre 1878. Die Männer haben ihn bis heute erhalten im Geiste der Anarchie: Jeder hat die Schlüssel und jeder kann eintreten. Bei einem Glas Wein oder einem Caffé hören wir die Geschichten der Steinbrecher (cavatori) und des Carraresischen Anarchismus.
Am Nachmittag geht es dann hinauf in die Marmorbrüche. Wir dringen in den Bauch der Marmorberge und fahren mit Jeeps in die riesige "Kathedrale des Marmors“. Die Entstehung des Steinbruchs, die Maschinen und deren Einsatzmöglichkeiten, die Abbautechniken und natürlich der Marmor selbst, wird beleuchtet. Beeindruckender Gegensatz zum strahlenden Weiß des Marmors, ist das grandiose Murales von OZMO mit der Schaffung Adams als Hommage Michelangelo in Rom.
Aber der Marmor ist nicht nur Segen. Wir fahren über steile Feldwege hinauf in die Berge und schauen von oben auf die Steinbrüche, die tiefe Krater in die Berge brechen. Mehr als 5 Millionen Tonnen Marmor werden jedes Jahr aus den Carrara- Steinbrüchen in der Toskana herausgezogen und für die Industrie verbraucht. Wir unterhalten uns über den Raubbau und die Folgen auf die Umwelt und erfahren, wie Umweltschützer, wie Sandro Manfredi dagegen ankämpfen.
Auf der Rückfahrt halten wir in der Cantina Lunae, einer ligurischen Erfolgsgeschichte. Paolo Bosoni träumte vom Wein, kündigte seinen sicheren Job und gründete die Cantina Lunae. Mittlerweile ist er ein erfolgreicher Weinproduzent und hat zahlreiche Preise erhalten. Wir kehren ein in der Cantina und probieren seine Weine, darunter den für Ligurien so typischen Vermentino.
Am Abend finden wir uns in einer für die Lunigiana charakteristischen Trattoria in der wir mit knusprigen Panigacci und Wein den Abschluß der Lunigianareise feiern. Die Panigacci bestehen aus einem Mehlteig, der in in eine im Holzkohleofen erhitzten Steingutplatte, der sog. testo, gegossen und knusprig gebacken wird. Gefüllt mit regionaler Wurst und traditionellem Käse, dem stracchino, ist der Panigaccio einfach köstlich.
7. Tag: Abreise oder Verlängerung
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