Die Künstlerinnen-Geschichte

<p>Mary Cassatt: Woman with a Pearl Necklace in a Loge</p> Mary Cassatt: Woman with a Pearl Necklace in a Loge
© © Philadelphia Museum of Art

Bis ins 19. Jhdt. hinein scheint die Kunstgeschichte nur von Männern geprägt zu sein. Doch das täuscht: Seit der Renaissance gab es während aller Epochen Künstlerinnen, die technisch und thematisch auf der Höhe der Zeit waren – oder ihr sogar voraus. Der kunsthistorische Ablauf lässt sich somit in weiten Teilen auch anhand rein weiblicher Arbeiten aufzeigen.

Begegnungen im Original
Bei den folgenden Reisen lernen Sie bahnbrechende Künstlerinnen diverser Epochen kennen - und werden den Meisterwerken der Malerinnen, Zeichnerinnen, Bildhauerinnen und auch Architektinnen im Original begegnen.

Lesen Sie im Folgenden, was das Besondere der jeweiligen Reise ist:

<p>Catharina van Hemessen: Selbstbildnis an der Staffelei, 1548<br></p> Catharina van Hemessen: Selbstbildnis an der Staffelei, 1548
© Kunstmuseum Basel

Hamburg - C.D. Friedrich - geniale Frauen

Sowohl die Hamburger Kunsthalle als auch das Bucerius Kunst Forum zeigen über den Jahreswechsel eine Ausstellung ersten Ranges: Das Bucerius Kunst Forum verfolgt mit der Ausstellung „Geniale Frauen. Malerei vom 16. bis 18. Jahrhundert“ den Werdegang herausragender Künstlerinnen aus drei Jahrhunderten. Es handelt sich allesamt um Frauen, die sich in der damals noch von Männern dominierten Kunstszene durchsetzen konnten – weil sie über außerordentliches Talent und hervorragende technische Fertigkeiten verfügten, aber auch, weil sie im direkten Umfeld wichtige (männliche) Fürsprecher und Förderer hatten.

Zu sehen sind Bilder von Sofonisba Anguissola, Judith Leyster, Marietta Robusti (der Tochter Tintorettos), Artemisia Gentileschi, Angelika Kauffmann u.a. Das Bucerius Kunst Forum leistet hier Pionierarbeit, indem es die wichtigsten Malerinnen vom 16. bis 18. Jahrhundert vorstellt.

Zeitgleich präsentiert die Kunsthalle zum 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich (1774–1840) eine Jubiläumsausstellung mit dem umfangreichsten Panorama des großen Romantikers seit vielen Jahren. Grund genug also für eine Kunstreise nach Hamburg:

Caspar David Friedrich in der Kunsthalle, Malerinnen vom 16. bis 18. Jh. im Bucerius Kunst Forum, klassizistisches Hamburg

<p>Élisabeth Vigée-Lebrun, Selbstbildnis mit Tochter Jeanne Julie Louise, 1789<br></p> Élisabeth Vigée-Lebrun, Selbstbildnis mit Tochter Jeanne Julie Louise, 1789
© Musée du Louvre

Die Künstlerinnen-Geschichte: Paris

Vom Klassizismus bis zur klassischen Moderne war die Stadt lange das wichtigste Zentrum der Kunst weltweit, in dem natürlich auch herausragende Malerinnen und Bildhauerinnen gewirkt haben.


Hier verdiente die 1755 geborene, hochtalentierte Élisabeth Vigée-Lebrun bereits im Alter von 15 Jahren gutes Geld mit Porträtaufträgen und wurde schließlich Hofmalerin der Tanten Ludwigs XVI. Hier kulminierten zudem mehrere Avantgarde-Bewegungen, die nicht nur eigene Künstlerinnen hervorbrachten, darunter die Impressionistin Berthe Morisot und die Bildhauerin Camille Claudel. Auch begabte Malerinnen aus dem Ausland strömten in die Hauptstadt Frankreichs, die damals als Welthauptstadt der Kunst galt: Aus den USA siedelte Mary Cassatt über, die Freundschaft mit Degas schloss. Aus Deutschland kam Paula Modersohn-Becker.

Bei dieser Reise beschäftigen wir uns mit der Kunstgeschichte vom Klassizismus bis hin zur klassischen Moderne - und das vor allem anhand von Bildern und Skulpturen, die Frauen geschaffen haben.

Die Künstlerinnen-Geschichte: Paris - vom Klassizismus bis zur klassischen Moderne


<p>Tarotgarten von Niki de Saint Phalle</p> Tarotgarten von Niki de Saint Phalle
© IBK

Künstlergärten in der Toskana

Der wahrscheinlich berühmteste Künstlergarten in der Toskana ist „Il Giardino dei Tarocchi“ - der Tarotgarten von Niki de Saint Phalle. Mit diesem Fantasiegarten, an dem sie fast zwei Jahrzehnte gearbeitet hat (von 1978 bis 1998), erfüllte sich die Bildhauerin und Malerin einen Traum. Der Besuch dieses Gartens ist einer der Höhepunkte dieser fünftägigen Reise.

In diesem Künstlerinnen-Garten stehen zweiundzwanzig Figuren des Tarots, die sie gemeinsam mit örtlichen Künstlern als große, bunte Skulpturen verwirklicht hat, die zum Teil begehbar sind. Einige erreichen eine Höhe von bis zu fünfzehn Metern. Die farbenfrohen Arbeiten sind von bunten Keramiken, Spiegel-Mosaiken und Glas bedeckt, so dass Sie im Licht der Toskana funkeln.

Auf dem Programm stehen weitere Gärten, in denen sich Skulpturen von Künstlerinnen und Künstlern befinden.

Tarotgarten von Niki de Sainte Phalle, Eat Art-Restaurant von Daniel Spoerri, Park der Ungeheuer

<p>Bergstation der Hungerburgbahn<br></p> Bergstation der Hungerburgbahn
© Harald Kother

Kunst und Architektur in den Alpen

Ein wesentlicher Schwerpunkt dieser Reise sind die Museen des Extrem-Bergsteigers Reinhold Messner. Doch eines dieser Museen wurde von Zaha Hadid entworfen. Und die große Architektin hat zwei weitere Meisterwerke in den Alpen hinterlassen: die Bergisel-Schanze und die Hungerburg-Bahn, beides in Innsbruck.

Zaha Hadid war die erste Frau, die mit dem Pritzker-Preis geehrt wurde, quasi der Nobelpreis der Architektur. Die Britin mit irakischen Wurzeln gilt als die erste Star-Architektin weltweit.

Außerdem besuchen wir bei dieser Reise das Muzeum Susch im Engadin. Die Polin Grażyna Kulczyk verwandelte im gleichnamigen Ort ein mittelalterliches Kloster in ein Zentrum für zeitgenössische Kunst. Die Kunstsammlerin und Mäzenin legt hierbei besonderen Wert auf Positionen von Künstlerinnen.

Muzeum Susch, Zaha Hadid, Messner Mountain Museen, Skyspace James Turrell

<p>Judith Leyster: Selbstporträt</p> Judith Leyster: Selbstporträt
© National Gallery of Art, Washington DC

Die Künstlerinnen-Geschichte: USA

Bei einer Reise von Washington nach New York kann man die Entwicklung der Kunstgeschichte aus weiblicher Sicht von der Renaissance bis heute besser und kompakter verfolgen als in Europa. Das mag zunächst überraschen. Doch der Grund dafür ist banal:

Viele der besonders wertvollen Arbeiten aus früheren Jahrhunderten sind auf verschiedenen Wegen von Europa in die USA gelangt – und hängen heute vor allem in den Museen in Washington, Philadelphia und New York. Unter diesen Kunstschätzen befinden sich auch zahlreiche Gemälde, Grafiken und Skulpturen aus Frauenhand.

Natürlich gibt es auch in europäischen Museen vergleichbare Werke. Doch um den kunsthistorischen Bogen von der Renaissance bis in die Gegenwart zu spannen, müsste man vier bis fünf europäische Länder besuchen. Die drei großen Städte der US-Ostküste liegen dagegen vergleichsweise dicht beeinander. Mit dem Zug sind sie nur wenige Stunden voneinander entfernt.

Und allein in Washington D.C. gibt es ein Museum, das diesen Bogen wie kein anderes spannen kann: das National Museum of Women in the Arts. Es handelt sich um das weltweit einzige Museum, dessen Sammlung sich ausschließlich auf Künstlerinnen beschränkt und dabei über erstklassige Arbeiten von der Renaissance bis in die Gegenwart verfügt. Alle wichtigen Künstlerinnen vom 16. bis ins 20. Jahrhundert hinein sind dort vertreten. 

Hinzu kommen die National Gallery, das MET, das MoMA und das Philadelphia Museum of Art, die ebenfalls  sehr gut mit Arbeiten von Malerinnen bzw. Bildhauerinnen bestückt sind.

Kunstreise zu Meisterwerken aus Europa und Amerika von der Renaissance bis heute

<p>Rachel Ruysch, Vase mit Blumen, 1700, Detail</p> Rachel Ruysch, Vase mit Blumen, 1700, Detail
© Mauritshuis Den Haag

Kunstwerke weltweit verteilt

Zwar sind die unterschiedlichen Arbeiten auf viele Standorte in aller Welt verteilt. Schießlich haben nicht wenige Bilder über die Jahrhunderte ihre Besitzer gewechselt. Außerdem musste so manche Künstlerin in früherer Zeit sich auf Wanderschaft begeben, um diesen Beruf ausüben zu können, wodurch die Arbeiten über viele Länder verstreut wurden.

Doch es gibt Cluster:
So finden sich etwa in den großen Museen der Niederlande zahlreiche Stillleben, die von Frauen gemalt wurden. Darunter die außerordentlich präzisen und plastischen Blumenstillleben von Rachel Ruysch. London wiederum, die Hauptstadt des fortschrittlichen Großbritanniens, in dem Frauen schon früh höchste Ämter bekleideten, zog talentierte Malerinnen aus ganz Europa an. Und selbstverständlich war Paris - im 19. und frühen 20. Jahrhundert de facto die Welthauptstadt der Kunst - ebenfalls ein Pflaster, in dem Frauen sich früh als Künstlerinnen etablieren konnten.

Ein Cluster ganz anderer Art hat sich entlang der Ostküste der USA gebildet. Seit dem späten 19. Jahrhundert bauten dort zu Reichtum gekommene Mäzene beeindruckende Sammlungen auf - und kauften zahlreiche Werke aus dem alten Europa an. Darunter waren auch immer wieder herausragende Arbeiten aus Frauenhand, von denen es bis ins 19. Jahrhundert hinein so viele gibt. In den Museen Washingtons, Philadelphias und New York Citys lässt sich die Künstlerinnen-Geschichte daher stringent von der Renaissance bis in die Gegenwart am Original verfolgen.