1. Tag (Sa. 13.05.2023): Anreise nach Athen – Korfos-Kalamianos – Nafplion
Individuelle Anreise nach Athen. Bis ca. 15:00 sollten alle Teilnehmer in der Stadt oder auf dem Flughafen eingetroffen sein.
Fahrt auf der Autobahn direkt in Richtung Peloponnes. Auf dem Weg zu unserem Übernachtungsort weichen wir vom kürzesten Weg ab zur Besichtigung von Korfos-Kalamianos (Mykenischer Hafen am Golf von Aegina), so weit zugänglich. Diese Fundstelle wurde erst 2001 entdeckt und mehrere Jahre unter Mitarbeit der Florida State University erforscht. Weiterfahrt durch ein Kerngebiet der ehemaligen mykenischen Siedlungsgebiete bis Nafplion (3 Übernachtungen).
Gemeinsames Abendessen.
2. Tag (So. 14.05.2023): Nafplion – Tiryns – Damm von Kofini – Brücken bei Arkadiko
Am Vormittag Spaziergang durch die pittoreske Altstadt zum Hauptplatz. Im Gebäude der ehemaligen venezianischen Capitaneria (eine Matrosen-Kaserne) ist heute das Archäologische Museum Nafplion untergebracht. Hier sind hervorragende Fundstücke aus der näheren Umgebung zu besichtigen u. a. eine der wenigen erhaltenen Bronze-Rüstungen aus mykenischer Zeit, die aus einem Grab in Dendra stammt.
Kurze Fahrt zu den Ausgrabungen von Tiryns (UNESCO Weltkulturerbe). Seit 1976 sind hier wieder (nach Schliemann, Wilhelm Dörpfeld, Kurt Müller und Georg Karo) deutsche Archäologen am Werk und bemühen sich einerseits um Festigung und Rekonstruktion der zyklopischen Außenmauer des kleinen Burghügels und andererseits um weitere Erschließung der Bebauung im Inneren der Anlage. Freigelegt und weitgehend interpretiert ist vor allem der Bereich der ehemaligen Königsresidenz. Darüber hinaus haben in der Umgebung dieser Akropolis Grabungen begonnen, die punktuell das ehemalige umliegende Stadtgebiet erschließen und vor allem für die Spätzeit der mykenischen Kultur hochinteressante Details erbracht haben. Nach Möglichkeit besuchen wir auch dieses Gelände.
Im Zusammenhang mit Tiryns besuchen wir auch den Damm von Kofini - ein mykenisches Wasserschutz-Großprojekt - sowie die 3 mykenischen Brücken bei Arkadiko. Eine davon liegt neben der Landstraße, die beiden anderen muss man sich erwandern; die östlichste der drei tut Dienst bis auf den heutigen Tag.
Rückkehr ins Hotel und freie Abendgestaltung.
3. Tag (Mo. 15.05.2023): Midea – Nekropole von Dendra – Mykene
Ausflug wieder in die nähere Umgebung, zuerst nach Midea. Der mit einer Zyklopenmauer umgürtete Burgberg trägt eine Hochstadt in beherrschender Aussichtslage oberhalb der fruchtbaren Argolischen Ebene. In Sichtweite dazu die Nekropole von Dendra, der Fundort der Rüstung und vieler anderer Gegenstände, die wir zuvor im Museum gesehen haben. Dendra wurde ab 1926 archäologisch bearbeitet. Bis jetzt wurden ein großes Tholosgrab und 16 Kammergräber erforscht.
Obwohl ein großer Teil der Gräber bereits beraubt worden war, konnten immer noch großartige Artefakte geborgen werden, die zum Teil auch den Weg ins Nationalmuseum in Athen gegangen sind. Das Gräberfeld lohnt jedoch auch ohne seine Kleinfunde den Besuch.
Danach (endlich!) zu den Ausgrabungen von Mykene (UNESCO Weltkulturerbe). Zuerst Besichtigung der Ausgrabungen innerhalb der Zyklopenmauer. Hier erwacht die Erinnerung an Heinrich Schliemann, „Vater der mykenischen Archäologie“. Aus der Suche nach dem Gegenstück zu dem von ihm zuvor ergrabenen Troja bzw. der Grablege Agamemnons (der Oberbefehlshaber der Sieger über Troja) entdeckte er innerhalb der Umwallung der Stadt eine Gruppe von unversehrten Gräbern mit reicher Ausstattung an kostbaren Beigaben, u. a. das, was er als Goldmaske des Agamemnon identifizierte.
Wir besichtigen auf einem vorgegebenen Weg den Burghügel sowie mehrere Kuppelgräber innerhalb des weitläufigen Museumsgeländes. Besuch auch des zugehörigen Archäologischen Museums, das zwar nicht die Goldschätze jedoch eine große Zahl von hochinteressanten und erstaunlichen Fundstücken zeigt, mit Hilfe derer man leicht Rückschlüsse auf das tägliche Leben, den Produktivsektor, die Rollen der Männer und Frauen in der Gesellschaft, die religiöse Praxis und die politische und wirtschaftliche Vernetzung der Stadt ziehen kann. Danach wird wohl der Magen sein Recht verlangen und wir können bei einer gemütlichen Labung das eben Gesehene nachbesprechen.
Am Nachmittag erwandern wir uns noch einige der Geländefundstellen (weitere Grabanlagen und Sondierungsgrabungen) in der Umgebung des Burghügels. Es sind dies mykenische Reste, die man "einfach so" besuchen kann.
Rückkehr ins Hotel und freie Abendgestaltung.
4. Tag (Di. 16.05.2023): Lerna – Palast des Nestor – Pylos
Wir verlassen das Hotel in Nafplion und fahren zuerst nach Lerna. Die Besichtigung der kleinen Ausgrabungsstätte nahe dem Ufer des Argolischen Golfes führt uns weit in die Zeit vor den Mykenern zurück. Der hier entdeckte und archäologisch untersuchte Ort war nachweislich bereits in der Jungsteinzeit besiedelt. Ein palastartiger Gebäudekomplex, das sog. Haus der Ziegel wurde freigelegt und auf 2.500-2.300 v. Chr. datiert.
Weiter Richtung Pylos (italienisch Navarino) zum Palast des Nestor. Um dorthin zu gelangen, muss man die Peloponnes überqueren; ein Unternehmen, das etwa drei Stunden Autofahrt beansprucht. Wir besuchen (aus Rücksicht auf die Schließzeit) zuerst das archäologische Museum im nahe gelegenen Städtchen Chora. Dieses Museum ist relativ jung, weil es parallel zur Erforschung des Nestor-Palastes errichtete wurde. Die Ausstellungsstücke kommen nicht alle aus dem Palast, sondern zeigen auch kostbare Grabbeigaben aus der näheren Umgebung. Offensichtlich hat es hier eine sehr wohlhabende Schicht gegeben, die mit Gold, Elfenbein und Bernstein nicht gespart hat.
Aus dem Palast kommen hauptsächlich Gebrauchsgegenstände vom Weinmischkrug bis zum Parfumbehälter. Daneben Bruchstücke der Wandmalereien und Replikas der berühmten Tontafeln mit Inschriften in Linear B.
Das Pylos der mykenischen Zeit (es gibt auch eines der klassischen und ein modernes) war zweifellos eine größere Siedlung, in deren Mitte der Herrschaftssitz stand. Reste der Stadtmauer und eines Tores wurden lokalisiert. Ergraben wurde in den Jahren 1952 - 69 jedoch lediglich der Palast des Königs. Ans Licht kam dabei der am besten erhaltene Bau aus mykenischer Zeit. Nestor, messenischer König, der Namensgeber des Palastes, wird von Homer in der Ilias hoch gewürdigt und steht im Rang einer mythologischen Figur. Ob er tatsächlich gelebt hat, und zwar genau hier, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden.
Da die Mauern der ehemaligen Gebäude bis zu ca. 1 m Höhe und auch Bruchstücke des bemalten Wandverputzes erhalten geblieben sind, ist es gut möglich, sich das Aussehen und die Proportionen der Räume und der meist zweistöckigen Gebäude zu imaginieren. Der Gebäudekomplex bedeckte 15.000 m² und umfasste im Erdgeschoß 105 Räume; die fragile Ausgrabung wurde von 2013 bis 2016 so gestaltet, dass sie auch für größere Besucherzahlen geeignet ist und elegant überdacht.
Nach den Besichtigungen Fahrt ins moderne Pylos, kleine Hafenstadt inmitten einer Bilderbuchlandschaft an der Bucht von Navarino (1 Übernachtung). Freie Abendgestaltung.
5. Tag (Mi. 17.05.2023): Gräberfeld von Skaloma – Museum Isthmia – Athen
Wir verlassen die Spitze des "Messenischen Fingers" und fahren durch die Landschaft Arkadien auf den Isthmus von Korinth zu. Das mykenische Kulturgebiet reichte weit über die Peloponnes hinaus. Erstes Zeugnis davon gibt das kleine Gräberfeld von Skaloma, nordwestlich des Isthmus. Einen Plan zum Durchstich dieser Landenge, um den Schiffen die gefährliche Fahrt rund um die Halbinsel zu ersparen, hat schon Kaiser Nero in die Tat umzusetzen begonnen. Es dauerte aber bis ins späte 19. Jh., bis er verwirklicht wurde.
Die früheren Bewohner der Pelponnes hatten das Interesse, ihre Gebiete vor unerwünschter Zuwanderung zu schützen und bauten einen steinernen Zaun. Wir machen einen Abstecher zu den Resten des Hexamilions ("Sechsmeilenmauer") das schon die Mykener zu bauen begonnen haben und das erst am Beginn der Neuzeit aufgegeben wurde. Ebenso machen wir einen Blick auf die Reste des Diolkos. Dies war ein antiker Steinschienen-Weg, der für den Transport von Schiffen quer über den Isthmus diente. Rund um die antiken Reste der Hafenstadt an der Ostseite der des Isthmus, Kenchreae, finden sich nicht nur Ausgrabungen sondern auch das kleine Archäologische Museum Isthmia.
Anschließend an die Besichtigungen Fahrt nach Athen. (3 Übernachtungen)
Wenn nach dem Hotel-check-in die Kräfte dazu noch reichen, besuchen wir am späten Nachmittag das Akropolis-Museum, die moderne Ergänzung des historischen Baukomplexes. Das Haus wurde nach unendlichen Streitereien und vier Wettbewerben 2009 eröffnet (Architekten: Bernard Tschumi und Michael Photiadis) und hat sich als eines der schönsten und besucherfreundlichsten Museen Europas etabliert. Auf Grund der chronologischen Aufstellung der Fundstücke könnten wir uns leicht auf den kleinen mykenischen Bestand des Museums konzentrieren, wäre da nicht so viel Sehenswertes mehr.
Freie Abendgestaltung.
6. Tag (Do. 18.05. 2023): Burg von Gla – Schatzhaus des Mynias – Museum von Theben
Bevor wir uns den weiteren Highlights Athens zuwenden, noch ein Ausflugstag, der diesmal in den Norden führt. Das Mykenische "Hoheitsgebiet" erstreckte sich bis nach Mittelgriechenland, die Kontakte dieser Kultur reichten weit in den Mittelmeeraum hinein. Erstes Ausflugsziel ist Gla/Glas. Der antike Name der Siedlung und Akropolis von Gla ist nicht gesichert. Sehr wohl gesichert ist, dass die Stadt umgeben von einem weiten ebenen fruchtbaren Gebiet lag, das der Mensch der Natur abgerungen hatte. Zuvor war es der Grund des Kopais-Sees gewesen. Dieser oberirdisch abflusslose See hatte nur periodische Existenz und wurde durch die Ableitung des Hauptzuflusses Kephisos und ein System von Entwässerungskanälen dauerhaft trockengelegt.
Auf einer ehemaligen Felseninsel dieses Sees befinden sich die Reste der mykenischen Burg von Gla. Möglicherweise diente sie dem Schutz des Entwässerungssystems. Der ummauerte Bereich hat etwa die 10-fache Ausdehnung verglichen mit Tiryns und ist damit die größte aller bekannten mykenischen Zitadellen. Dennoch fehlt ein entsprechender Herrschersitz. Selbst das als Palast bezeichnete Gebäude findet keine einheitliche Interpretation sondern hat Zuschreibungen als Verwaltungs- oder Vorratsgebäude bzw. als Kaserne.
Die sehr große Fläche dieser Anlage harrt der "tiefschürfenden" Erforschung. Lange Zeit hatte man angenommen, weite Bereiche seien unbebaut gewesen. 2010/11 hat eine eingehende geophysikalische Untersuchung der gesamten Burg eine dichte Bebauung für die ganze Fläche und insgesamt 5 große Gebäudekomplexe mit sorgfältig gebauten steinernen Fundamenten nachgewiesen. Vorerst jedoch sind die Grabungen nur spärlich und ist das Gebiet auf Grund der wuchernden Vegetation schwierig zu begehen und unübersichtlich. Leider wurden 2012 alle archäologischen Aktivitäten in Gla abgeblasen und seither nicht mehr reaktiviert. Die größte Siedlung am Ufer des Kopais-Sees dürfte die Stadt Orchomenos gewesen sein. Vermutlich hatte auch hier ein Mykenischer König seinen Sitz; Spuren eines entsprechenden Palastes sind gefunden worden.
Von den mykenischen Überbleibseln ist nur das sog. Schatzhaus des Mynias gut erhalten und entsprechend sehenswert. Es ist ein Kuppelgrab, fast so groß das des Atreus in Mykene; möglicherweise noch prunkvoller ausgestattet als dieses. Dritter Besichtigungspunkt ist das Archäologische Museum von Theben. Das Museum wurde 2007 bis 2009 neu gebaut. Bis die Sammlung entsprechend installiert war, dauerte es weitere sechs Jahre. Nun haben wir das Vergnügen, dieses edle Haus zu besuchen. Entsprechend der langen und wechselvollen Geschichte Thebens ist nur ein kleiner Teil der Kollektion der mykenischen Zeit gewidmet, aber die hohe Qualität der Exponate und die mustergültige Präsentation der Sammlung entschädigen für die mangelnde große Masse an Fundstücken aus unserem Spezialgebiet. Späte Mittagspause, dann Rückfahrt nach Athen. Freie Abendgestaltung.
7. Tag (Fr. 19.05. 2023): Athener Akropolis – Archäologisches Nationalmuseum
Athen - Ein Burgberg wie der, auf dem die Athener Akropolis steht, konnte natürlich auch den alten Mykenern nicht entgehen. Auf Grund der langen Geschichte des Ortes und der fortwährenden Wichtigkeit der Akropolis - die wegen ihrer Prominenz natürlich auch immer wieder Schauplatz neuester Repräsentationsbauten aber auch Ziel von Attacken und Zerstörung war - muss man die mykenischen Siedlungsspuren mit der sprichwörtlichen Lupe suchen. Aber wir finden sie. Dessen ungeachtet ist die ganze Akropolis immer ein lohnendes Besuchsziel, wenn man in Athen ist. Anschließend an die Besichtigung Fahrt zum Archäologischen Nationalmuseum Athens. Diesem Museum (überhaupt seit seiner Reorganisation anlässlich der Olympischen Spiele von 2004) ein Loblied zu singen, ist wohl Eulen nach Athen tragen. Wir können dieser Spitzensammlung die ganze Zeit bis zur Schließung um 20:00 widmen. Hier sind die schönsten Stücke aus all den Kostbarkeiten zusammengetragen, die Schliemann und seine Nachfolger der Erde entrissen haben, von "Agamemnons Totenmaske" bis zu Kinderspielzeug und Kriegswaffen. Die Mykenische Sammlung nimmt mit Fug und Recht das Zentrum der Baulichkeit ein. Noch einmal können wir die hohe Kunst der mykenischen Handwerker am Objekt studieren und uns an der Ästhetik der Schmuckstücke, Trinkgefäße und Totenbeigaben erfreuen.
Gemeinsames Abschiedsabendessen.
8. Tag (Sa. 20.05. 2023): Freie Zeit und Heimreise
Ein letzter Entspannungstag in Athen und individuelle Heimreise
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Diese Reise wird in Kooperation der ARGE Archäologie durchgeführt.
Wir behalten uns vor, einzelne Programmpunkte aufgrund von unterschiedlichen An- und Abreisedaten, anderen unvorhersehbaren Ereignissen oder auch neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen zu ändern.