1. Tag (Do. 14.08.): Anreise
Individuelle Anreise nach Chemnitz im Laufe des Tages. Wir treffen uns am Nachmittag im Hotel und durchstreifen dann bei einem gemeinsamen Bummel das historische Zentrum. Chemnitz zählte im Zeitalter der industriellen Revolution zu den reichsten Städten Deutschlands und galt als „Sächsisches Manchester“. Erwirtschaftet wurde der Wohlstand in zahlreichen Textilfabriken, von denen die ehemalige Strumpfwirkerei William Janssen nur eine war.
Diese Fabrik aus dem Jahr 1894, direkt am Fluss Chemnitz gelegen, wurde behutsam saniert. Heute kann man in dem Gebäude nicht nur wohnen und shoppen, sondern im Restaurant „Janssen“ hervorragend speisen – und das wollen wir tun.
2. Tag (Fr. 15.08.): Villa Esche und eines der besterhaltenen Jugendstil- und Gründerzeitviertel Europas
Um die Jahrhundertwende Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts stand Chemnitz in voller Blüte. Es versteht sich von selbst, dass die reichen Großindustriellen in repräsentativen Villen wohnen wollten. Einer davon war der Textilfabrik Herbert Esche. Er beauftragte den belgischen, damals noch dem Jugendstil verpflichteten Architekten Henry van de Velde mit dem Bau eines repräsentativen Familiensitzes, die Villa Esche, die wir am Vormittag erkunden werden.
Die Villa besticht durch ihre klaren Formen, geschwungenen Linien und harmonischen Proportionen, die typisch für van de Veldes organische Architekturauffassung sind. Auch das Interieur wurde von ihm gestaltet und spiegelt seine Vorstellung eines Gesamtkunstwerks wider. Architektur, Möbel und Dekor bilden eine stilistische Einheit.
Die Mittagspause wollen wir im Wirkbau verbringen, in dem Ende des 19. Jahrhunderts Deutschlands größtes Werk für Textilmaschinen entstand. Das komplexe Gebäudegelände stand lange brach, wurde jedoch mittlerweile zu großen Teilen saniert und bietet jetzt Unternehmen, Künstlern und gastronomischer Einrichtungen eine neue Heimat. Leichtes, gemeinsames Mittagessen Nomad.
Im Anschluss bleiben wir der Epoche rund um 1900 verpflichtet und erkunden den Kaßberg – eines der größten und besterhaltenen Jugendstil- und Gründerzeitviertel in ganz Europa. Geprägt von prächtigen Fassaden, verspielten Ornamenten und historischen Bauwerken bietet das Viertel eine beeindruckende Vielfalt an architektonischen Stilen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Viele Gebäude sind aufwändig restauriert und zeugen von der Blütezeit der Industriestadt Chemnitz. Heute ist der Kaßberg ein beliebtes Wohnviertel mit zahlreichen Cafés, kleinen Geschäften und Galerien. Einheimische und Gäste schätzen gleichermaßen das historische Flair und die kreative Atmosphäre. Das Viertel gilt als architektonisches Juwel und ist ein lebendiges Zeugnis der urbanen Kulturgeschichte von Chemnitz.
3. Tag (Sa. 16.08.): Edvard Munch und die neue Stadt
Zum Kulturhauptstadtjahr zeigen die Kunstsammlungen Chemnitz die große Sonderausstellung „Edvard Munch. Angst“. Munch kam im Jahr 1905 auf Einladung des Fabrikanten Herbert Esche nach Chemnitz und erhielt den Auftrag, die Familie zu porträtieren. Es entstanden einige der herausragendsten Porträts des norwegischen Maler-Genies, der immer nahe am Wahnsinn war.
Auch der Chemnitzer Kunstsammler und Mäzen Dr. Fritz von Uhde erkannte Früh Munchs Talent, förderte es und baute eine Sammlung auf. Seitdem sind zahlreiche Werke des Künstlers, darunter Gemälde, Grafiken und Zeichnungen, in Chemnitz zu sehen. Die Kunstsammlungen Chemnitz beherbergen daher eine der bedeutendsten Munch-Sammlungen außerhalb Norwegens.
Die Munch-Sonderausstellung beleuchtet Munchs Auseinandersetzung mit Angst, Einsamkeit und Krankheit. Zeitgenössische Künstler wie Marina Abramović und Neo Rauch ergänzen diese Perspektive. Ein Pavillon im Stadtraum lädt Besucher zur aktiven Teilnahme ein und thematisiert die Bedeutung von Angst als Lebensgefühl und gesellschaftliches Phänomen.
Am Nachmittag besuchen wir dann noch die Sonderausstellung „The New City“ im Schloßbergmuseum Chemnitz. Diese beleuchtet die Geschichte von Chemnitz als „Karl-Marx-Stadt“ in der DDR-Zeit. Sie zeigt, wie die Stadt in den 1950er Jahren zur Modellstadt des Sozialismus werden sollte und präsentiert Entwicklungen in Architektur und Städtebau. Die Schau thematisiert typische Elemente wie Plattenbau, technische Visionen und Design jener Epoche und reflektiert die Widersprüche des „real existierenden Sozialismus“.
Vom Schloßberg ist es nicht weit zur Schönherrfabrik, in der Louis Ferdinand Schönherr ab 1851 die industrielle Serienproduktion von Webstühlen startete. Auf dem 83.000 Quadratmeter großen Areal gab es einst eine eigen Gießerei, eine Betriebsfeuerwehr und natürlich ausgedehnte Produktions- und Lagerhallen. Seit 1990 wurde das Gelände umfassend saniert – und bietet jetzt kreativen Mietern ein neues Zuhause. Dazu zählt auch das Restaurant Max Louis, das moderne Küche mit einem gemütlich-stilvollen Ambiente in historischer Umgebung verbindet. Gemeinsames Abendessen.
4. Tag (So. 17.08.): Karl Schmidt Rottluff-Haus
Am Vormittag wartet noch ein echter Höhepunkt der Stadt Chemnitz auf Sie: das vor kurzem erst eröffnete Karl Schmidt Rottluff-Haus. Karl Schmidt wurde 1884 in Rottluff (heute Chemnitz) geboren. Er ist Mitbegründer der Künstlergruppe Brücke und wichtiger Vertreter des Expressionismus in Deutschland. Nach langjährigen Initiativen und Vorplanungen wurde das ehemalige Elternhaus Karl Schmidt-Rottluffs an der Limbacher Straße 382 in ein Künstlerhaus umgestaltet. Zusammen mit der benachbarten Mühle, in der Karl Schmidt-Rottluff seine Kindheit verbrachte, ist das Haus ein weiterer Hotspot des Expressionismus in Chemnitz.
Nach der Führung geht es zurück zum Hotel, wo wir das Gepäck abholen werden. Individuelle Heimreise.