1. Tag Individuelle Anreise und Willkommen in Neapel
Nach Ihrer Ankunft im Hotel besprechen wir bei einem Willkommenstrunk das Programm der kommenden Tage. Ein erster Spaziergang führt uns zum Castel Sant Elmo. Von der hochgelegenen Festung genießen wir einen wunderbaren Ausblick über den Golf von Neapel.
Bei einem gemeinsamen Abendessen in unserer Unterkunft lassen wir den Tag ausklingen.
2. Tag Antiker und zeitgenössischer Luxus
Seit Anbeginn der Zeit verzaubert die Küste Neapels mit ihren Höhlen und natürlichen Buchten jeden, der sich ihr nähert. In römischer Zeit war Posillipo eine luxuriöse und berühmte Gegend, in der Senatoren und wohlhabende Ritter ihre prachtvollen Badevillen bauen ließen, die längst im Meer versunken sind.
Eine der faszinierendsten Anlagen ist der Komplex des Archäologischen Parks von Pausilypon. Sie gehörte dem reichen Ritter Publio Vedio Pollione, der seine letzten Tage an der kampanischen Küste verbrachte. Der Nachwelt blieb er vor allem in Erinnerung durch seine Grausamkeit: er soll seine Sklaven Muränen zum Fraß vorgeworfen haben.
Seine Wohnanlage lag malerisch oberhalb der Bucht von Trentaremi und ist ein wertvolles Beispiel für eine naturnahe Architektur, die neben dem Wohnbereich auch Gärten, Bäder und ein Theater am Meer besaß.
Wir erreichen die Anlage durch die sog. Grotta di Seiano, einen 780 m langen Gang, der 1841 zufällig beim Bau einer neuen Straße entdeckt wurde. Eine fast mystische Atmosphäre umgibt die archäologische Ausgrabung des Theaters, dass über 2000 Plätze verfügte. Sprachlos macht uns die Schönheit des Ortes. Nicht umsonst bedeutet Pausilypon "Ruhe und Erholung vom Schmerz". Empfindungen derjenigen die die Schönheit dieses Ortes bewundern konnten.
Weiter geht es nach Pozzuoli, wo inmitten unattraktiver Gebäude das drittgrößte Amphitheater der Antike steht. Das Anfiteatro Maggiore konnte, als Spiele zum antiken Alltag gehörten, bis zu 45 000 Zuschauern Platz bieten. Wie im römischen Kolosseum hatten die Senatoren ihren eigenen prächtigen Bereich und Schutz vor der Sonne unter einem überdimensionalen Segeldach. Im Vergleich zu Rom bietet das Amphitheater in Pozzuoli jedoch etwas Besonderes – die Vulkanische Asche der Phlegräischen Felder hat die Keller des Amphitheaters jahrhundertelang verschüttet und vor Ausplünderung bewahrt. Die Gänge und Käfige, in denen sich die Gladiatoren und Sklaven bewegten und sich auf die Spiele in der Arena vorbereiteten, sind intakt erhalten.
Über Posillipo, wo auch heute die Highsociety Neapels wohnt, kehren wir nach Neapel zurück. Posillipo ist zum Weinen schön mit seinem Lungomare und den Palazzi aus Tuffstein an der steil abfallenden Küste. Wer Posillipo gesehen hat, kommt nicht darum herum, alles Darauffolgende mit dieser Schönheit zu vergleichen.
Unser Tag endet im archäologischen Museum, einer beispiellosen Sammlung antiker Kunst und Kultur des Mittelmeerraums der Antike. Wir vervollkommnen unser Bild der römischen Luxusvillen durch die kunstvollen Mosaiken und Fresken mit zauberhaften Landschafts- und Porträtmalereien aus den pompejanischen Villen. Großartig unter den antiken Exponaten sind die beiden kolossalen Skulpturen, die in den Caracalla-Thermen in Rom gefunden wurden: der kolossale Farnese Herkules und der Farnesische Stier, der die boshaften Dirke wegen ihrer Grausamkeit zertrampelt.
3. Tag Spaziergang durch die Jahrhunderte – vom Mittelalter bis zum barocken San Gennaro
Die Nobilità di Napoli widerstand seit der Antike allen königlichen und päpstliche Machtansprüchen. Verbunden in den sog. Sedili, einer Verwaltungseinrichtung der Stadt Neapel, waren sie wichtige Akteure für das städtische Wachstum und die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt. Spannend wie Shakespeares Dramen sind die Geschichten um diese Familien, wie die Pappasogna oder die Capece Minutolo, die ihren Einfluss in majestätischen Adelspalästen, imposanten Familienkapellen und prächtigen Kirchen zeigten.
Wir lernen Ihre Geschichte im Kloster San Lorenzo kennen, wo sie sich über Jahrhunderte zu den Sitzungen versammelten. In der prächtigen Basilika San Lorenzo Maggiore bestaunen wir eines der schönsten mittelalterlichen Gräber der Welt. Bocaccio hat die Kirche 1336 besucht und hier vielleicht seine flüchtige Liebe zu Fiammetta erlebt. Unsterblich wurde Giovanni Bocaccio mit seinem »Decamerone«, den 100 Geschichten voller Sinnlichkeit, Leben und Witz.
Im Innern des ehemaligen Clarissinenkonvents Santa Chiara, ließen sich die Könige, die Anjous und die Bourbonen, prächtige Grablege bauen während uns im Kreuzgang, dem Chiostro delle Clarisse, der Klostergarten mit majolikagekachelten Sitzbänken, duftenden Zitronen- und Orangenbäumen und schönen Laubengängen bezaubert.
In der Cappella Sansevero indes finden wir die ganz besondere Welt des Raimondo de Sangro. Der 1710 geborene de Sangro studierte so versessen im römischen Jesuitenkolleg, dass ihm der Papst gestatte, die von der Glaubenskongregation verbotenen Bücher zu lesen. Die hauseigene Kapelle Sansevero, die er zum Ruhm seines Geschlechts erbaute, war eine barocke Wunderkammer voller allegorischer Skulpturen, wie dem "Verschleierten Christus", einer Figur des toten Jesus, über die Giuseppe Sammartino einen hauchzarten Schleier gelegt hat – als wäre sie nicht aus Marmor. Ein eigenartiges Gefühl befällt einen bei seinem Anblick; und in der Tat – über dem Eingang der Kapelle liest man die Inschrift: "Beobachte mit Aufmerksamkeit, überlege gründlich und entferne dich".
Das tun wir dann auch und widmen uns der neapolitanischen Krippenkunst in der Via San Gregorio Armeno Handwerkskünstler, deren Wissen von Generation zu Generation übertragen und streng gehütet wird, fertigen die Figuren für die Weihnachtskrippen aus Kork, Keramik und Pappmaschee an. Denn Neapel ist auch Heimat antiker Handwerkskünste.
Im Pio Monte della Misericordia betrachten wir „Die sieben Werke der Barmherzigkeit“ Caravaggios . Der „Fromme Berg der Barmherzigkeit“ war eine wohltätige Institution, die zu Beginn des 17. Jahrhunderts von jungen Adeligen gegründet wurde, um der grassierenden Armut in Neapel zu begegnen. Caravaggio schuf in ihrem Auftrag ein grandioses Meisterwerk mit der teils realistischen, teils allegorischen Darstellung des Programms der Stiftung und Anspielung auf die Befreiung gefangener Christen aus türkischer Sklaverei, die damals eine ihrer Hauptaufgaben war.
Unser Tag endet in der Kathedrale, der Heimat des Schutzpatrons, und besuchen die Kapelle San Gennaro und seine Reliquien.
4. Tag Barocker Sinnesrausch und die Unterwelt als Hoffnung
Wir steigen in das Herz Neapels: das Stadtviertel Sanità. Die Adligen der Stadt ließen sich hier Ihre Paläste bauen, denn die Luft in diesem Viertel galt als besonders gesund, daher der Name des Viertels. Vielleicht wollten sie aber auch nur in der Nähe der Heiligen wohnen, die in den Katakomben des Heiligen Gaudioso bestattet waren.
Zwei ganz besonders interessante Beispiele für die kühne spätbarocke Architektur finden wir hier: der Palazzo dello Spagnuolo und der Palazzo Sanfelice des Architekten Ferdinando Sanfelice, der mit seinen scale aperte, den offenen bienenkorbartigen Treppenhäusern, Schule machte. Sein Konterfei, der berühmte spätbarocke Architekt Luigi Vanvitelli schuf gegenüber die Kirche Padri della Missione .
Das Stadtviertel Sanità hat ein reiches kulturelles Erbe mit Barockkirchen, herrlichen Palazzi und dem Geburtshaus des legendären Schauspielers Totò. Im Gegensatz dazu stehen Armut, hohe Arbeitslosigkeit. Wer hier keine offizielle Arbeit hat, arbeitet entweder schwarz oder für die Camorra. Padre Antonio Loffredo nahm deshalb eine Gruppe von Jugendlichen mit auf Reisen nach Madrid, Amsterdam, Berlin. Weit weg von Neapel wurde den Jugendlichen klar, wie viel Potenzial direkt unter ihren Füßen lag: die Katakomben und der alte Pestfriedhof Le Fontanelle. Zurück in Neapel gründeten die Jugendlichen den Verein La Paranza und zeigen heute den Besuchern die unterirdischen Friedhöfe und geben bei Führungen einen Einblick in ihr Viertel. Davon profitieren auch nahegelegene Lokale und Geschäfte, deren Inhaber sich seit Jahrzehnten einen Ausweg aus der Armut wünschten. Bei einem Gespräch mit einem Verantwortlichen des Vereins erhalten wir einen tiefen Einblick mitten in das Leben von Sanità und wie Katakomben ein Ausweg aus der Mafia sein können.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen im Stadtviertel Sanità lassen wir Ihnen Zeit, Neapel alleine zu erkunden.
5. Tag Auf der Suche nach den Verbindungen zwsichen früher und heute
Neuerdings herrscht ein neues Klima in der Metropole. Gut eingesetztes Geld, ein engagierter Bürgermeister und Bürgerinitiativen verändern das Gesicht Neapels. Heute lockt Neapel mit interessanten Ausstellungen und Konzerten, große Museen wurden restauriert.
Wir machen uns auf die Suche nach der Kontinuität und Diskontinuität zwischen der Geschichte und der zeitgenössischen der Stadt und besuchen zunächst eines der schönsten Museen Italiens und gleichzeitig eine der größten Sammlungen der Welt. Das Museo e Galleria di Capodimonte ist Ausstellungsort für Kunsthandwerk der Capodimonte-Schule und Gemälde der Superstars der Renaissance von Tizian, Raffael, Botticelli und Tintoretto. Der Palast ist umgeben vom Bosco di Capodimonte, der sich - als ehemaliges Jagdrevier - über eine Oberfläche von etwa 134 Hektar mit über 400 verschiedenen Pflanzenarten erstreckt. Vom Belvedere werden wir vom umwerfenden Ausblick auf die Stadt, den Vesuv und das Meer verwöhnt.
Dem Genuss der großen Meister folgt ein Blick in das zeitgenössische Neapel. MADRE, hinter dieser Abkürzung steckt das museo d'arte contemporanea Donnaregina, mit einer aufregenden Sammlung zeitgenössischer Kunst in einem frisch restaurierten Palazzo. Wir werden empfangen zu einer Führung durch das Museum und zu Werken internationaler Künstler der letzten 40 Jahre, wie u.a. Joseph Beuys, Richard Serra und Mimmo Paladino.
Im Anschluss besuchen wir das Projekt "Made in Cloister". 2011 entdeckte ein Trio aus Architekten und Unternehmern den kleinen Klosterkomplex Santa Caterina a Formiello aus dem 16. Jahrhundert für sich. Mit einem Crowdfunding wurde die finanzielle Basis geschaffen, um es in seinem alten Glanz wiederherzustellen und in ein Zentrum für Kreativität und Kultur zu verwandeln. Unterstützt wurden sie dabei von weltbekannten Künstlern, wie Patti Smith und Lou Reed. Der Kreuzgang ist zu einem Ort kreativer Exzellenz geworden, mit dem Ziel, das neapolitanische Handwerk in neuen Projekten wiederzubeleben. Gerade diese kontinuierliche Verbindung zwischen früher und heute, zwischen Tradition und Gegenwart bestimmt das Leben der Stadt. Made in Cloister ist ein Projekt mit einer tiefen internationalen Berufung und gleichzeitig mit tiefen Wurzeln in der Kultur Neapels und in seinen großen Handwerkstraditionen.
6. Tag Das Teatro San Carlo, ein geschenkter Caffè und die Traditionen im spanischen Viertel
Im 18. Jahrhundert war Neapel das Zentrum Süditaliens - mehr als 800 Adelsfamilien wohnten in der damals größten Stadt Europas. Ihrer Musikkultur verdanken wir den Bau des Teatro San Carlo. Ausgestattet mit einem Zuschauerraum aus Stuck, Holz, Brokat und Samt und seinen 184 Logen in sechs steilen Rängen ist es eines der prachtvollsten und größten Theater der Welt. Das ist nicht verwunderlich, hat Neapel doch eine Menge Musiker hervorgebracht: von den Scarlattis über den Kastrat Farinelli und den Tenor Enrico Caruso bis hin zum Stardirigent Riccardo Muti. Die hervorragende Akustik des Teatro San Carlo machte es unter den ganz großen Sängern, wie Maria Callas, Renata Tebaldi und Luciano Pavarotti beliebt. Aber im San Carlo wird nicht nur in die Vergangenheit geschaut. Nach Jahren kommissarischer Verwaltung geht es seit einiger Zeit wieder aufwärts und die Oper schreibt auch wieder schwarze Zahlen. Bei einer Führung durch das historische Opernhaus entdecken wir die Geheimnisse und hinter den Kulissen des Teatro di San Carlo .
Hinter dem berühmten Opernhaus Teatro San Carlo und der mit Glas überdachten Galleria Umberto I befindet sich die großartige Piazza del Plebiscito, Festplatz und Flaniermeile und Wahrzeichen der Stadt. Trotz der Anlehnung an die Architektur des Pantheons in Rom ein unverwechselbar neapolitanisches Bild.
Gleich um die Ecke finden wir das Caffè Gambrinus mit seinem stuckverzierten Jugendstil-Saal, das seit 150 Jahren eine Art Wohnzimmer für Intellektuelle und Politiker ist. Eine „ tazzulella 'e caffè“ (eine Tasse Kaffee) im Gambrinus zu trinken, gehört zur Tradition. Wie in jeder Bar Neapels können wir einen "caffè sospeso" hinterlassen, einen im Voraus bezahlten Espresso für jemanden, der ihn sich nicht leisten kann. Diesem Brauch hat der italienische Philosoph, Filmemacher und Schriftsteller Luciano de Crescenzo sogar ein Buch gewidmet.
Über die Luxusmeile Via Chiaia, entlang derer sich alle edelsten Modelabels angesiedelt haben, geht es ins Stadtviertel Chiaia. Im Rahmen der Stadterneuerung im 19. Jh. entstand hier das Viertel der Elite mit der eleganten Via Caracciolo, dem heutigen Lungomare. Wir widmen uns der Jugendstil-Architektur und spazieren zu einem Juwel dieses Stils, dem Palazzo Mannajuolo.
Neapel ist die Stadt der Kontraste und so widmen wir uns dem Gegensatz zum schicken Chaia - den quartieri spagnoli, dem Spanischen Viertel. Gegründet vom Vizekönig Don Pedro di Toledo, war es das Kasernenviertel. Die spanischen Soldaten hatten die Aufgabe, jede Rebellion der Neapolitaner zu unterdrücken. Schnell verkam das Viertel, die Kriminalität und Prostitution blühten. Heute wird dieses Gebiet zu Recht dank der Aufmerksamkeit der Stadtverwaltung aufgewertet, aber in den engen Gassen hat sich etwas Kostbares erhalten: außergewöhnliche handwerklichen Traditionen, die seit Generationen überliefert werden und heute jedoch vom Verschwinden bedroht sind. Wir machen uns auf die Suche nach den Menschen, die für das Erbe an Fähigkeiten und Werten Neapels stehen.
Mit einem Abendessen in einer klassischen neapolitanischen Trattoria schließen wir die erlebnisreichen Tage in Neapel ab.
7. Tag Abreise oder Verlängerung
- Programmänderungen vorbehalten! -